Eine Mutter spielt im Familienverband eine tragende Rolle. In der klassischen Aufgabenverteilung, so wie bei mir, ist es das Haushalts- und Kindermanagement, das den Tag ausfüllt. Man kauft ein, putzt, kocht und erzieht den lieben langen Tag und oft auch in der Nacht. Was aber unterscheidet die Mutter von der Haushaltshilfe, der Pädagogin und der Köchin?
Mein Beitrag zur Blogparade
Zu diesem Beitrag wurde ich durch den Aufruf von Susanne Petermann in Ihrem Blog http://stiefmutterblog.com inspiriert. Die Fragestellung dreht sich um die Definition der Mutterrolle. „Das macht mich zur Mutter!“ ist das Thema meines heutigen Beitrags.
Im Blog von Susanne geht es um das Spannungsfeld Stiefmutter. Sie selbst ist dreifache Stiefmutter und steht der Fragestellung vor diesem Hintergrund ganz anders gegenüber als ich, als leibliche Mutter von vier Kindern es tue.
Allerdings habe ich auch einen geschiedenen Mann geheiratet und auch er hat drei Kinder aus seiner ersten Ehe. Da seine geschiedenen Frau wieder in einer Beziehung lebt sind zwei seiner Kinder mittlerweile an einen anderen Mann in der Vaterrolle gewöhnt und ich beobachte die daraus resultierenden Spannungen und habe natürlich auch eine Rolle im Leben seiner Kinder eingenommen.
Das macht mich zur Mutter!
Gut, die Fragestellung habe ich ein wenig unterschätzt. Ich habe diesen Absatz mittlerweile viermal begonnen und wieder gelöscht. Was macht mich zur Mutter? Die Geburt? Der Alltag? Die Liebe? Die Arbeit?
Ich glaube es ist ein bisschen von Allem. Die Mutter ist in erster Linie eine ganz praktische Einrichtung. Wie die Müllhalde bei den Fraggles ist sie allwissend. Wird etwas vermisst führt der erste Weg zu Mama und die hat entweder eine ganz genaue Vorstellung, wo das fragliche Teil gerade ist, oder zumindest einen groben Plan und den Ehrgeiz zu helfen und den vermissten Gegenstand aufzufinden. Die Mutter ist in meiner Welt, so wie ich die Rolle anlege, die Haushaltsmanagerin und diejenige, die hier die Fäden in der Hand hat. Ohne mich läuft hier gar nichts.
Und wieder bin ich an dem Punkt, wo ich sagen muss, dass es mir schwerfällt, den Unterschied zwischen der Mutter und einer Fremden, die den Haushalt führt und die Fäden in der Hand hat, festzumachen. Es kann also nicht die Arbeit sein, die die Mutter jeden Tag 24 Stunden lang leistet. Wenn die Kleinen fiebern, oder sich übergeben und ich die halbe Nacht auf den Beinen bin, dann ist es nicht die körperliche Leistung, die mich von einer Krankenschwester unterscheidet. Ich glaube es ist die Einstellung, die Motivation und das Gefühl, das mich dazu bringt da zu sein, wenn meine Kinder mich brauchen. Ich bekomme keinen Lohn und selten Dank, wenn ich meinen Job als Mutter ausübe. Das unterscheidet mich schon einmal ganz deutlich von Personen, die das selbe professionell machen.
Was wirklich zählt ist für mich die Mutterliebe.
Bedingungslos Mutter
Mutter zu sein ist eine Verpflichtung der man sich nicht entziehen kann! Wie ein lebenslanges Abo hab ich irgendwann einmal unterschrieben und muss jetzt, den Rest meines Lebens diese Rolle im Leben des Kindes spielen. Was auch immer passiert – Ich kann mich nicht einfach umdrehen und weggehen, wenn es mir zuviel wird. Ich muss weitermachen, auch wenn meine eigenen Grenzen erreicht sind und ich eigentlich nicht mehr weiter kann. Genau in diesem Grenzbereich würde ich das Mutter sein ansiedeln.
Auch wenn ein Kapitän das sinkende Schiff als letzter verlässt, so verlässt er das Schiff irgendwann. Als Mutter geht man in diesem Bild mit dem Schiff unter! Alles hat ein Ende, aber die Verantwortung als Mutter, oder als Vater endet nie. Es gibt niemanden, der einspringen kann, wenn man einmal krank ist, oder den Job übernimmt, wenn man sich neuen Herausforderungen stellen will. Ja, man kann die körperlichen Tätigkeiten delegieren und einmal die große Schwester einsetzen um die Kleinen von der Kita zu holen, oder für die Kinder zu kochen, aber die Verantwortung bleibt. Die Verantwortung und die Pflicht Mutter zu sein kann man nicht delegieren.
Mein Mann und ich sind ein eingespieltes Team und das Leben mit den Kindern würde auch funktionieren, wenn einer von uns einmal ein paar Tage, oder länger ausfällt. Allerdings gibt es für meinen Mann und für mich ganz klare Kernkompetenzen im Alltag mit den Kindern. Während er beispielsweise Kilometer um Kilometer den Kinderwagen durch die Welt schiebt und ausgedehnte Spaziergänge mit den Kindern unternimmt bin ich zum Beispiel beim Zubettgehen die Nummer Eins und die beiden Größeren bestehen auf meine Gegenwart, wenn sie einschlafen. Es klappt natürlich auch ohne mich. Wenn ich einmal nicht da bin, dann bringt es mein Mann natürlich auch fertig die Kinder ins Bett zu legen und zum Einschlafen zu überreden, oder ich schaffe es auch mal einen Spaziergang mit den Kindern zu unternehmen, wenn mein Mann nicht verfügbar ist. Das wird aber nie das selbe sein. Ich merke, dass meine Spaziergänge für die Kinder eine ganz andere Qualität haben, als die mit meinem Mann. Es gibt eingespielte Routen und Rituale, die ich nicht verstehe. Abläufe, die einfach so sind, wie er das mit den Kindern macht und die ich einfach so nie hinbekommen werde!
Würde er für längere Zeit ausfallen, dann wäre es sicher kein Problem den Kindern eine neue Art von Spaziergängen beizubringen und ihnen neue Wege und Rituale zu zeigen. Auch wenn sie sich schnell daran gewöhnen, wäre es nie dasselbe. Genauso kann mein Mann die Kleinen ein paar mal in Folge ohne Probleme zu Bett bringen, aber die Qualität wird für die Kinder immer nur zweite Wahl bleiben.
Es fällt schwer dieses Gefühl in Worte zu fassen. Es knistert, es schwingt harmonisch, es groovt einfach. Das klappt nur mit denselben handelnden Personen. Jemand anderer kann das gleiche mit den Kindern unternehmen, aber es wird nie dasselbe sein.
Das macht mich zur Mutter!
Ich glaube, dieser Groove, dieses eingespielte Mit-, oder manchmal auch Gegeneinander macht die Beziehung Mutter-Kind aus. Da kommt einfach nichts ran und dass ich ein Teil dieser harmonischen Resonanz bin macht mich zur Mutter.
Es bleibt aber die Frage, was den Unterschied zwischen der Beziehung Mutter-Kind und RestderWelt-Kind ausmacht. Hier bin ich der Überzeugung, dass es neben der Beziehung Mutter-Kind auch zahlreiche andere bilaterale Beziehungen geben kann. Schon die Beziehung zum Vater ist ähnlich und doch so komplett anders, als die zur Mutter. Genauso können viele andere Bezugspersonen eine außergewöhnliche Beziehung mit dem Kind haben. Das zieht sich durch das ganze Leben. Wir alle haben viele Kontakte. Manche locker, manche ganz eng, aber jeder anders. Auch wenn ich drei beste Freundinnen habe, werde ich nie dasselbe mit allen Drei besprechen, sondern mit jeder von den Dreien habe ich eine ganz eigene Qualität von Beziehung.
Die Rolle der Mutter im Leben eines Kindes ist absolut einzigartig. Genauso absolut einzigartig, wie die Rolle all der anderen Menschen im Leben des Kindes. Später, wenn die lieben Kleinen einmal einen Partner fürs Leben finden, wird Mamas Stellenwert sicher sinken. Auch wenn wir immer die selbe Qualität an Beziehung haben werden, wird die Quantität über die Jahre ganz natürlich weniger werden und die Zeit der Kinder wird sich auf andere Beziehungen verteilen.
Ich habe vor ein paar Tagen zufällig dieses Video bei Facebook gesehen. Der Coach einer College-Basketballmannschaft hat mit jedem seiner Spieler einen eigenen handshake, den er nach dem Spiel zelebriert. Ich halte das für ein schönes Beispiel für die Vielfalt und Einzigartigkeit der Beziehungen, die man im Leben unterhält und auch das Bild der Mannschaft, die für uns spielt ist hervorragend geeignet um das Spiel des Lebens zu repräsentieren. Genauso, wie jeder einzelne Spieler mit seinen Stärken wichtig für das Team des Coaches ist, genauso sind die Bezugspersonen der Kinder im Laufe ihres Lebens für ihr „Spiel“ wichtig und schwer zu ersetzen. Jeder spielt seine Position und auf einige Spielmacher kann man nicht verzichten, während andere Positionen auch von anderen Spielern mitgespielt werden können.
Was ich aus diesem Gedanken schlussendlich mitnehme ist es, sich selbst als Spieler nicht zu wichtig zu nehmen, sondern für den Coach zu spielen, wo er uns braucht. Und wenn der Coach uns irgendwann auf die Reservebank setzt, dann ist das für Coach und Team sicher das Beste.
Die Mutter meiner Stiefkinder, die bei uns leben sieht das leider anders. Sie möchte ihre Tochter nicht mehr sehen und hat sich völlig ausgeklinkt aus der Beziehung. Sie hat quasi das Abo gekündigt. Den Sohn sieht sie aber weiterhin.
Liebe M!
Ich kenne die Situation zu wenig um hier wirklich Stellung zu beziehen, oder Dir einen Rat zu geben. Was auch immer zwischen Deiner Stieftochter und ihrer Mutter passiert ist kann ich nicht beurteilen und bitte um Verständnis, dass ich deswegen nicht viel dazu schreiben möchte/sollte.
Auf jeden Fall ist eine Scheidung eine sehr emotionale Angelegenheit und eine psychische Belastungsprobe für alle Beteiligten. Auch Mütter sind Menschen und auch sie machen Fehler. Vor allem, wenn sie in einer Extremsituation, wie einer Scheidung stecken.
In jeder Beziehung gibt es viele Ebenen, die einmal mehr, einmal weniger stark im Vordergrund stehen und die Beziehungen trüben und zu jeder Beziehung braucht es schlussendlich zwei.
Dass die Kinder bei Euch, also beim Vater leben ist für die leibliche Mutter sicherlich eine starke Belastung und eine schwierige Situation. Kinder in einer solchen Situation vor die Wahl zu stellen überfordert sie automatisch und eine Entscheidung für einen Elternteil ist immer eine Entscheidung gegen den anderen. Damit umzugehen ist für eine Mutter und einen Vater verdammt schwer und natürlich sind auch die Kinder in einem Spannungsfeld aus positiven, wie negativen Emotionen gefangen. Schließlich bricht die Welt, wie sie sie gekannt haben mit der Ehe der Elter zusammen.
Jede Entscheidung verletzt und es ist unmöglich es allen recht zu machen.
Versteh mich nicht falsch, ich möchte niemanden verteidigen, oder in Schutz nehmen (schon gar nicht ohne ihn/sie zu kennen), aber in einer Scheidung verletzen sich Menschen ganz automatisch und die Wunden brauchen lange um zu heilen. Ein schwelender Konflikt zwischen Mutter und Tochter, den alle Mütter von Töchtern kennen, oder irgendwann kennenlernen kann in dieser Situation leicht eskalieren.
Ich halte Deiner Stieftochter die Daumen, dass sie es schafft wieder eine gesunde Beziehung zu Ihrer Mutter aufzubauen und hoffe, dass sie sich bei Euch wohl fühlt und in Dir einen neuen Spieler in ihrem Spiel gefunden hat, der eine Zeitlang die momentan unbesetzte Position spielt.
Andrea