Ein neues Baby versorgt seine Eltern permanent mit wunderbaren Momenten. Es fällt nicht leicht den schönsten Moment zu benennen und diesen Superlativ an ein einzigen Ereignis zu vergeben. Das erste Jahr ist ein Feuerwerk an Emotionen. Ein erstes Lächeln, das Saugen an der Brust, oder der Flasche, Verstopfungen und Bauchschmerzen und all die Entwicklungsschritte sind wichtige Momente im Zusammenspiel zwischen Eltern und Kind!
zuerst die Geburt
Die Geburt kann man gleich einmal von der Liste der potentiell schönsten Erlebnisse streichen. Klar manch eine Mutter erzählt verzückt von der Geburt und dem tollen Erlebnis. Ja, das stimmt schon, aber auch die schönste Geburt ist definitiv weniger schön, als eine ruhige Nacht im eigenen Bett schlafend zu verbringen. Unter den Geburten gibt es keine angenehmen, aber es gibt Geburten, die weniger sehr unangenehm sind, als andere. Und das weniger an unangenehm führt sicher nicht zu einem fast gar nicht, sondern höchstens zu einem gerade noch auszuhalten.
Am schlimmsten ist es, wenn man sich beim vierten Kind die Hoffnung zurecht gelegt hat, dass es wie geschmiert gehen wird. Die Geburt davor war recht unproblematisch und rasch und meine Kleinste war leichter als mein Sohn davor. Also bin ich mit dem Vorsatz alle anderen Mütter in den Kreißsälen zu überholen und triumphierend mit dem frischen Baby im Arm vorbeigeschoben zu werden, während die Bemitleidenswerten noch am Anfang der Eröffnungsphase stehen.
Falsch gedacht. Als ich nach dreizehn Stunden im Kreißsaal meine 3.120 Gramm leichte und nur 48cm kleine Tochter endlich zur Welt bringen durfte war nur noch eine einzige andere Gebärende im Nachbarkreissaal ähnlich lange dabei, wie ich. Wie sie mir später erzählte wog ihr Sohn knapp 5 Kilogramm und wurde schließlich per Kaiserschnitt geholt.
dann das Stillen
Stillen ist ein wunderbares Erlebnis. Nichts anderes ist so wichtig für die Bindung zwischen Mutter und Kind. Man kann Eins werden und mit dem Kind verschmelzen. Stillen ist praktisch und vergleichsweise billig. All diese Argumente waren meiner Tochter aber sehr egal und sie hat sich kurzerhand gegen das gestillt werden entschieden. Meine Wochenbettdepression wurde also noch ein wenig mit der Fehlersuche bei mir gewürzt. Was hatte ich wohl falsch gemacht, dass die Kleine nicht gestillt werden wollte. Also lernte ich den Umgang mit der Milchpumpe und startete das Zufüttern. Zu Hause war die geliehene Pumpe aber nur ein paar Tage im Einsatz. Danach habe ich meiner Tochter normale Flaschennahrung gefüttert.
ein gesundes Kind
Die Kleine entwickelte sich ganz wunderbar. Dadurch, dass sie nicht gestillt werden wollte konnte mein Mann sich bei seinem sechsten Kind erstmals nützlich machen. Er hat die ersten Monate zusammen mit der Kleinen im Wohnzimmer geschlafen und ist alle drei Stunden aufgestanden um sie zu füttern und zu wickeln. Sie entwickelte sich sehr gut und legte ordentlich Gewicht zu.
Vor Weihnachten wurden ihre beiden älteren Geschwister krank. Eine hartnäckige Erkältung ließ beide ein paar Tage Fiebern. Kaum waren die beiden gesund begann die Jüngste am 25. Dezember zu schnupfen und schwer zu atmen. Also fuhr mein Mann mit ihr ins Kinderspital, wo bei dem 6 Wochen alten Baby der RS-Virus diagnostiziert wurde und es nur der Rhetorik und dem kompetenten Auftreten meines Mannes (und sicher auch, weil kein Bett frei war) zu verdanken war, dass sie nicht direkt stationär aufgenommen wurde.
Wir musste sie dann tagelang mit einem Inhalator beatmen und jeden Tag ein- bis zweimal ins Spital fahren. Jedes mal wurde die Situation dramatischer und mein Mann hat jedes mal seine Tasche mitgenommen und damit gerechnet, dass er dort bleiben muss. Besonders problematisch war, dass sie kaum noch gegessen, bzw. getrunken hat und den Ärzten der Flüssigkeitsmangel große Sorgen gemacht hat. Erst als wir versucht haben ihr reines abgekochtes Wasser einzuflössen ging es bergauf und wir konnten einen Krankenhausaufenthalt vermeiden. Den hatten wir vor ein paar Wochen mit ihr. Mit einer Kehlkopfentzündung und sehr schwer atmend ließen die Ärzte meine Kleinste diesmal nicht wieder nach Hause und mein Mann durfte zwei Nächte mit ihr in der Kinderklinik bleiben, während ich mich um die beiden größeren kümmern musste.
und jetzt zum Positiven
Neben all den Problemen, die es mit der Kleinsten gab muss man sagen, dass sie das unproblematischte Kind von Allen ist. Sie hat keinerlei Berührungsängste etwas neues zu Essen zu probieren. Sie ist klug und aufgeweckt, kann sich aber auch mal eine Weile allein beschäftigen. Wie ihr Bruder ist sie ein absoluter Sonnenschein und lacht viel, was mit ihren kleinen Zähnchen wirklich süß aussieht.
Das Beste aber hat seinen Ursprung im wirklich schönsten Moment in ihrem ersten Jahr.
der schönste Moment
Wie weiter oben beschrieben musste mein armer Mann ein paar Monate mit der Kleinen im Wohnzimmer schlafen. Im Schlafzimmer machte sich zu der Zeit mein Sohn immer recht breit und durch den Umstand, dass sie alle drei Stunden ihr Fläschchen brauchte war es einfach praktischer.
So hat er also Nacht für Nacht immer ein wenig geschlafen, dann Fläschchen zubereitet, verabreicht, das Bäuerchen abgewartet und die Kleine wieder zum Schlafen überredet.
Das ging etwa drei Monate so, bis er schließlich da war, der schönste Moment!
Eines Abends bekam unsere Kleinste ihr Fläschchen und mein Mann, der gelernt hatte die kurzen Schlafphasen, die sie ihm gönnte optimal auszunützen schloss eine Minute nach ihr sein Augen und schaltete direkt auf Tiefschlaf. Am nächsten Morgen schlug er seine ungewohnt ausgeruhten Augen auf, sah auf die Uhr und sprang panisch auf. Sein erster Gedanke war, dass Etwas mit der Kleinen nicht in Ordnung sein konnte. Nach den Erfahrungen mit dem RS-Virus und der schlechten Verfassung in der sie da war, war das ganz verständlich.
Zum Glück stellte er aber fest, dass die Kleine wohlauf war und sich dankenswerter Weise als erste unserer gemeinsamen drei Kinder, sowie als erste unserer insgesamt sieben Kinder dazu entschieden hatte die Nacht zum Schlafen zu verwenden.
Dieser bis dahin schönste Moment wurde von den Momenten an den kommenden Morgen jeweils wieder abgelöst und uns wurde langsam bewußt, dass wir auch eines von diesen Kindern bekommen hatten, das man am Abend zu Bett bringt und das erst am Morgen wieder kommt.
Ich kann mich noch deutlich an die Freude erinnern, die wir damals, als wir mehrfach bewiesen hatten, dass sie wirklich durchschläft, empfunden haben und das schönste an diesem schönsten Moment im ersten Jahr ist es, dass er sich seitdem (fast) jede Nacht wiederholt und damit nicht nur der schönste, sondern auch noch ein sehr sehr langer Moment ist!
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