Musik und das Leben auf kinderalltag.de

Musik und das Leben

Es ist schon seltsam, aber zu manchen Szenen aus meinem Leben gibt es einen Soundtrack. Wenn ich mich daran erinnere, dann sind es nicht nur die tatsächlichen Geschehnisse, meine Wahrnehmungen und meine Gefühle, an die ich mich erinnere. Es ist oft auch ein Musikstück. Ich weiß, welche Musik ich in welcher Phase und in welchen besonderen Momenten meines Lebens gehört habe. Auch an einige Lieder, die ich gesungen habe, erinnere ich mich besonders. Ich habe für meinen Mann gesungen, als wir frisch verliebt waren und habe mit meinen Töchtern auf Partys vor unseren Freunden Duette gesungen. Wir haben als Familie auf Autofahrten gemeinsam lautstark mitgesunden und meine älteste Tochter hat auf unserer Hochzeit für uns einige Lieder zum Besten gegeben. Musik begleitet uns durch den Alltag. Wir hören aktuelle Musik genauso gerne, wie Musik aus vergangenen Jahrzehnten. Von Klassik bis K-Pop haben wir fast jede Musikrichtung im Repertoire. Aber was ist es, das Musik für uns so wichtig macht?

Die Welt der Emotionen

Ein Musikstück kann die gesamte Bandbreite an Emotionen ausdrücken. In der klassischen Musik ist es ganz normal Stimmungen und Bilder in Musik zu fassen. So nimmt uns die Musik mit durch eine Ausstellung voller unterschiedlicher Bilder, folgt mit uns einem Flusslauf, oder lässt vor unserem geistigen Auge den Frühling erwachen. Musik macht Gänsehaut und bringt uns zum Weinen. Sie macht uns nachdenklich, müde, oder fröhlich. Manches Lied erzählt eine Geschichte, die uns mitreisst. Natürlich kann man auch mit bildhafter Sprache etwas beschreiben, oder eben eine Geschichte erzählen, verpackt man dasselbe aber in ein Musikstück, dann ist die Wirkung intensiver. Musik hat unglaublich viele Möglichkeiten, uns zu beeinflussen. So drängt sich beispielsweise gute Filmmusik nicht auf. Sie ist da und unterstützt die Handlung. Kaum jemand nimmt sie bewusst wahr. Sie ist wie Hintergrundfarbe, oder ein unscharfer Hintergrund, der die Aufmerksamkeit auf die Handlung, die im Vordergrund passiert, lenkt. Aber Musik kann auch alleine stehen.

Der musikalische Mensch

Das älteste Instrument, das je gefunden wurde, ist eine Flöte, deren Alter auf 40.000 bis 43.000 Jahre geschätzt wird. Sie wurde aus dem Knochen eines Vogels gefertigt und hat einige Löcher, um verschiedene Töne zu erzeugen. Menschen in der Altsteinzeit hatten also die Liebe zur Musik mit uns gemeinsam. Heute kennt die Menschheit wahrscheinlich 2.000 verschiedene Instrumente. Saiten-, Blas-, Tasten- und Schlaginstrumente gibt es in unzähligen Formen und Ausprägungen. Dazu kommen etliche elektronische Instrumente, sowie Hybridinstrumente. Jedes Instrument gibt es dann nochmal in etlichen verschiedenen Formen. So gibt es mehr als 30 Bauformen von Gitarren, die alle einen einzigartigen Klang haben. Musik und Musikinstrumente waren und sind also sehr wichtig für uns. Schon seit Jahrtausenden investieren Menschen viel Zeit und Ressourcen in die Entwicklung und Herstellung von Musikinstrumenten.

Rituale

Musikstücke werden oft auch Ritualen zugeordnet. So gibt es Lieder, die man zu Geburtstagen singt, oder Musik, die Hochzeiten untermalt. Sportevents haben eigene Melodien und jede Radio- und Fernsehsendung hat ihre Kennmelodie. Kinderlieder sind ein Teil der Erziehung und werden in der Kita und in der Schule gesungen. Im Advent und zur Weihnachtszeit werden eigene Lieder gesungen, die man den Rest des Jahres nie hört. Jedes Jahr warten die Menschen auf Last Christmas von Wham, das auf jeden Fall im Radio zu hören ist, wenn Weihnachten näher rückt. Zwar gibt es etliche Menschen, die dieses Lied nicht mögen, aber einen Effekt hat Last Christmas wohl auf jeden. Es bringt uns so etwas, wie Weihnachtsstimmung. Musik ist also oft der Soundtrack zu unserem Leben und markiert besondere Punkte. Je nach Stimmung, je nach Zeitpunkt, je Saison, oder Jahreszeit, hören wir andere Lieder. Sind wir in einer entsprechenden Stimmung, dann hören wir uns gerne passende Lieder an. Allerdings kommen wir auch in die entsprechende Stimmung, wenn ein solches Lied abgespielt wird.

Wirkung auf die Psyche

Es gibt unendlich viele Playlists, die man bei Streamingdiensten, oder auf Youtube abrufen zu jedem Anlass abrufen kann. Musik zum Lernen, Filmmusik, Meditationsmusik, Gute-Laune-Pop, Melancholische Melodien und etliche andere Zusammenstellungen. Man kann die beruhigende Wirkung von Musik auch dazu nutzen, Kinder zu beruhigen. Beim Einschlafen können Spieluhren, oder eben Einschlaf-Playlists gute Dienste leisten. Will man schlafen, dann ist Hardrock die falsche Wahl. Stattdessen kommt Musik zum Einsatz, die bekannte Melodien in ruhigen harmonischen Tönen interpretiert. Besonder gelungen finde ich das Angebot von Rock my Sleep. Wer kleine Kinder regelmäßig zum Einschlafen bringt, kann wahrscheinlich auf mehrere Hundert Stunden Twinkle-Twinkle, Schlaf Kindlein Schlaf, oder Guten Abend gute Nacht zurückblicken. Je nach Spieluhr kommt man schnell an den Punkt, an dem man die Musik nicht mehr hören kann. Rock my Sleep hat dazu eine gute Idee umgesetzt. Mit ihrem Produkt kann man die Spieluhr selbst bespielen. Man stellt sich eine eigene Playlist aus Coverversionen bekannter Lieder zusammen und hat damit nicht nur Abwechslung in der Musikauswahl, sondern kann das Einschlafritual auch mit den Musikstücken strukturieren.

Musikgeschmack

Das Wunderbare an der Musik ist auch, dass sie bei den Menschen ganz unterschiedlich ankommen kann. Ich habe, sehr zum Leidwesen meines Mannes, eine Handvoll Lieder, die ich einfach nicht hören kann. Teilweise verbinde ich unangenehme Erinnerungen mit Interpreten und Liedern, bei den meisten Songs auf meiner Blacklist ist die Abneigung aber nicht zu erklären. Ich mag die Lieder einfach nicht. Vielleicht ist das ist das so etwas, wie der Gewöhnungseffekt, den man bei Musik immer wieder erlebt. Jeder kennt das, wenn man ein Lied das allererste Mal hört und sich dabei denkt, dass es eigentlich nicht besonders gut ist. Das ändert sich aber, wenn man den Song oft genug gehört hat. Die Radiosender spielen die neueste Musik eines angesagten Künstlers rauf und runter und schon setzt dieser Gewöhnungseffekt ein. Zum Glück hören wir daheim wenig Radio. Trotzdem läuft das bei uns ganz ähnlich ab.

On demand

Wir hören nicht oft Radio. Wir haben in jedem Zimmer ein Amazon Echo Gerät, das die Musik abspielt, die wir hören wollen. Zwar kann man dort auch Radiosender hören, aber meist spielen wir Playlists, oder einzelne Songs, die wir gerade hören wollen. Auch auf längeren Autofahrten hören wir Musik on demand. Eines der Kinder darf dann sein Handy mit dem Autoradio verbinden und schon schallen Musikstücke durch unser Auto, die die erste Reihe etwas aus dem Konzept bringen, während die zweite Reihe begeistert mitsingt. Wer schon einmal APT – ja das ist ein Songtitel und ja, da ist der Refrain und ja, man kann APT, oder sogar APT, APT, APT, APT singen – gehört hat, weiß wovon ich spreche. Aber auch hier setzt der Gewöhnungseffekt ein und ich habe mich schon dabei erwischt, selbst leise APT vor mich hinzusummen. Glaubt man der Wissenschaft, dann stecken ein paar Phänomene dahinter. Da ist auf der einen Seite der Mere-Exposure-Effekt. Wir mögen Dinge, die wir öfter erleben mehr als die Dinge, die wir wenige oft erlebt haben. Auf der anderen Seite lernen wir ein Musikstück besser kennen, wenn wir es häufiger hören. Das wirkt positiv auf unser Belohnungssystem. Das Gehirn bewertet dieses Lernen als Erfolg und belohnt und mit Dopamin dafür.

Vorhersagbarkeit

Immer wieder bleibe ich auf Youtube bei einem Musiker, namens Frank Tedesco hängen, der über die Plattform Omegle mit anderen Menschen spricht und dabei Musikwünsche entgegen nimmt. Er sitzt in einem Raum mit zwei Keyboards und hat ein Handy bei sich. Die Menschen, mit denen er spricht, dürfen einen beliebigen Song nennen. Kennt er den Song nicht, dann hört er sich etwa 20 Sekunden davon auf seinem Handy an. Danach legt er das Telefon zur Seite und spielt den Song so perfekt, dass die Gesprächspartner verblüfft und begeistert sind. Das Ganze lebt davon, dass die Gesprächspartner völlig überrascht von der Qualität sind, in der er den Musikwunsch umsetzt. Außerdem spielt er wirklich gut. Was mich aber nachdenklich macht ist die Tatsache, dass er wirklich jeden Song scheinbar perfekt spielt. Auch wenn er ihn noch nicht kennt, spielt er ihn komplett durch, obwohl er nur einen kurzen Ausschnitt gehört hat. Heißt das, dass Musik so einfach gestrickt und vorhersagbar ist, dass man ein Stück nach ein paar Takten schon komplett kennt? Das erklärt wahrscheinlich, dass wir Musik so schnell im Ohr haben. Auch ohne viel Ahnung von Musik zu haben, verstehen wir schnell, wie das Lied funktioniert und was als nächstes kommt.

Das entspannendste Musikstück der Welt

2011 hat sich eine britische Band mit eine Klangtherapeutin zusammengetan und ein Musikstück entwickelt. Das Werk heißt Weightless und die Band Maconi Union. Es wird empfohlen, das Lied nicht beim Autofahren zu hören. Es senkt nachweislich Puls und Blutdruck und reduziert Angstzustände. Wir nutzen dieses Lied oft, um die Kinder zu beruhigen. Gibt es Streit und Hektik, dann kann es vorkommen, dass mein Mann, oder ich, Weightless abspielen. Die Musik ist etwas gewöhnungsbedürftig, wobei man sich eben nicht daran gewöhnen kann. Bis auf einen ruhigen gleichmäßigen Beat, der wie ein Pulsschlag wirkt, gibt es nichts, woran man sich festhalten kann. Es gibt keinen Refrain und der ganze Song ist nicht vorhersagbar. Ich habe ihn sicher schon hundert Mal gehört und könnte ihn nicht nachsingen, oder beim Hören mitsummen. Meistens funktioniert es, damit Ruhe in die Situation zu bringen, auch wenn die Kinder erst einmal genervt sind, wenn wir ihn einschalten. Nach ein paar Minuten legt sich der Widerstand und Entspannung macht sich breit.

Meine Playlist

Die Art, wie ich Musik konsumiere, hat sich gegenüber meiner Kindheit dramatisch gewandelt. Von LP über Audiokasette, bis zur CD habe ich verschiedenste Medien miterlebt. Walkman, Diskman und schließlich MP3-Player waren meine Begleiter. Ich habe im Kinderzimmer Lieder aus dem Radio aufgenommen und mir damit Kasetten zusammengeschnitten. Ich habe MP3s heruntergeladen und auf meiner Festplatte organisiert. Heute ist das Alles nicht mehr nötig. Ich kann zu jeder Zeit jede Musik, die ich hören will, abspielen lassen. Allerdings verliert Musik durch die leichtere Verfügbarkeit nicht an Wert. Vielleicht gibt es weniger B-Seiten in unserem Leben und mehr Lieder werden nicht, oder sehr selten gehört, während andere Millionenfach abgespielt werden. Künstler haben es wahrscheinlich schwerer, als noch vor ein paar Jahrzehnten.

Danke an die Musik

Trotzdem gibt es genug Menschen, die Musik machen. Auch wenn die Wenigsten berühmt werden und großen Einfluss haben, ist es gut zu wissen, dass uns die Musik auch in Zukunft weder ausgehen wird, noch dass sie aufhört sich zu entwickeln. Die Lieder, die ich früher auf meinen Kasetten hatte, sind heute Oldies. Zu jeder Zeit hatte die Musik ihren eigenen Charakter. Evergreens, Oldies und aktuelle Hits machen eine spannende Mischung, die unser Leben bereichert. Meine Playlist ist vielseitig wie das Leben und ich bin froh über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Ich sehe, dass die Musik auch bei meinen Kindern einen hohen Stellenwert hat. Sie verbindet sie nicht nur, sondern sie schafft auch Erinnerungen. Erinnerungen, auf die sie später im Leben zurückblicken können und die ihr Leben so bereichern, wie die Musik auch mein Leben bereichert.

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*