Es tut mir leid, wenn ich ein Klischee bemühen muss, aber meine Kinder sind dankbare Opfer der hinterlistig platzierten Lockangebote im Kassenbereich verschiedener Supermärkte. Auch wenn sie sich meistens nicht schreiend und weinend zu Boden werfen ist die enge Gasse neben dem Förderband mitunter schon recht stressig.
Schuld daran sind zahreiche, für Kinder sehr attraktive Produkte, die genau in ihrer Augenhöhe und vor allem in ihrer Reichweite platziert sind. Der Einkaufswagen ist bis zum Rand mit dem Wocheneinkauf befüllt und man hat alle Hände voll damit zu tun die Waren geschickt auf dem Förderband anzuordnen. Ziel ist es die Produkte nach Gewicht und Tragfähigkeit zu ordnen, also die Dinge, die Druck aushalten zuerst aufzulegen und Eier, Joghurtbecher und Kartoffelchips erst zuletzt. Damit kann man rasch und ohne viel zu sortieren das teils beachtliche Tempo der Kassiererinnen halten.
Soweit in der Theorie. In der Praxis legt man allerdings meist ein Teil auf und beschäftigt sich dann damit das Zuckerzeug, das die Kinder sich zwischenzeitlich gegriffen haben wieder ordentlich ins Regal zurückzulegen. Wenn man sich dann wieder abwendet um den Einkauf weiter strategisch zu positionieren greift der Nachwuchs schon zum nächsten Lockangebot. Schiebt man den Einkaufwagen extra weit auf die andere Seite und rückt damit die Objekte der Begierde aus der Reichweite der Kleinen wenden sie sich einfach der anderen Seite zu. Dann wird (natürlich ohne auf die oben erwähnte „erst hart, dann weich“-Regel zu achten) beim Auflegen der Einkäufe tatkräftig geholfen, oder eine unerwartet große Anzahl an Plastiktüten vom Haken, oder aus dem kleinen Fach unter dem Förderband gezogen. Die blöden Dinger rutschen dann nach allen Richtungen auseinander und es ist fast unmöglich ein Handvoll Plastiktüten wieder sauber zu den anderen zurück zu hängen. Während man dann die Tüten einzeln glatt streift und zurückschlichtet wenden sich die Kinder wieder dem einladenden Regal auf der anderen Seite zu.
Kurz: es ist eigentlich unmöglich normal und stressfrei an der Kasse vorbeizukommen. Ich habe daher zwei Strategien entwickelt. Die nettere von beiden sieht vor, dass ich den Einkaufswagen nicht neben das Band stelle, sondern voran gehe und den Wagen hinter der Kassa stehen lasse. Während die Kinderhände in sicherer Entfernung zu den Konsumgütern bleiben kann ich das Förderband befüllen. Erst wenn die komplette Gasse frei ist schiebe ich den Wagen direkt bis zum anderen Ende und habe so den Gefahrenbereich so rasch durchquert, dass keine unerwünschten Zugriffe passieren konnten. Nachteil bei der Methode ist, dass das nur dann vernünftig durchführbar ist, wenn man so viel einkauft, dass die ganze Förderband befüllt werden kann. Hat man nur wenige Produkte zieht man sich so den Unmut der anderen gestressten Pensionistinnen zu, weil man zwei Laufmeter Förderband ungenützt lässt. Deswegen habe ich noch ein zweite, weniger nette Strategie. Ich lass die Kleinen einfach fröhlich zupacken, sammle die Beute am Ende ein und leg sie ins nächstbeste Regal zurück. Klar ist das gegenüber dem Personal im Markt gegenüber nicht ganz fair, aber wenn die Marketingstrategen, die sich diese stressige Form der Umsatzsteigerung ausgedacht haben schon so exakt auf die Zielgruppe Kleinkind zielen, dann müssen sie in der Personalplanung auch die paar Stunden für das Aufräumen einkalkulieren. Wahrscheinlich haben sie das auch, weil es hat sich noch nie jemand bei mir beschwert.
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