Wir habe unsere Kinder relativ rasch nacheinander bekommen. Die Drei sind innerhalb von 30 Monaten zur Welt gekommen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass mein Mann und ich drei unselbstständige Kinder parallel beaufsichtigen mussten. Die Vorteile sind umfangreich. Sie hatten und haben ähnliche Interessen, fuhren zu dritt im selben Kinderwagen und ich muss die Kleidung, aus der die Älteste rauswächst nur von einem Schrank in den nächsten schlichten. Allerdings gab es auch eine Zeit, in der alle meine Kinder Windeln trugen. Denkt man genauer darüber nach, dann sind Windeln eigentlich eine erschreckende Sache. Vor allem wenn man sich die Fakten dazu ansieht, wird man nachdenklich.
Faktenlage
Jedes Kind verbraucht 5.000 Windeln, bis es auf die Toilette geht. Das ist rund eine Tonne Müll, den sie so nebenbei produzieren. Für die Eltern heißt das, dass sie für jedes Kind etwa 100 Packungen Einwegwindeln nach Hause tragen müssen und die vollen Windeln entsorgen. Bevor wir nach Wien gezogen sind, wurde unser Müll gewogen und wir haben pro Kilogramm dafür bezahlt. Aus der Zeit weiß ich, dass Windeln unglaublich schwer sind. Sie trocknen auch nicht. Obwohl die Dinger in der prallen Sonne in einer schwarzen Mülltonne ausgiebig Gelegenheit hatten, auszutrocknen, war der einzige Effekt Gestank. Feuchtigkeit und Gewicht haben sie nicht verloren. In der Müllverbrennung heißt das, dass die Einwegwindeln mehr Energie brauchen, als anderer Müll, wenn man sie verbrennt. Sie sind ziemlich feucht und bleiben das auch.
Müllmengen
In manchen Städten machen Windeln etwa 10 Prozent des Restmülls aus. Dank einer hohen Disziplin beim Mülltrennen gibt es wenig, das in den Restmüll wandert. Klar, dass die kleinen Stinkbomben da einen verhältnismäßig hohen Anteil haben. Aber was soll man machen? Die Kinder haben nun mal keine andere Möglichkeit, ihre Ausscheidungen loszuwerden. Schon immer mussten sie daher gewickelt werden. Heute werden unsere Kleinsten in Zellstoffwindeln gepackt, die zusätzlich mit sogenannten Superabsorbern gefüllt sind. Diese Kunststoffe können Unmengen an Flüssigkeit aufnehmen und sorgen dafür, dass die Kleinen auch lange trocken liegen. Nur sind sie nicht biologisch abbaubar.
Alternativen
Alternativ zur Einweg-, oder Wegwerfwindel gibt es seit jeher die Stoffwindel. Ein Baumwolltuch, das dem Baby um die Hüfte gewickelt wird. Heute besteht es aus einer Überhose, der Windel selbst und einer Einlage. Studien kommen zwar zu dem Ergebnis, dass Stoffwindeln nicht weniger CO2 verursachen, als Einwegwindeln, aber dazu wird meist das Worst-Case-Szenario bei den Stoffwindeln berücksichtigt. Man geht davon aus, dass die Stoffwindeln in großen Mengen neu gekauft und nicht weitergegeben werden. Außerdem berechnen die Autoren der Studie, dass alle Windeln mit 95 Grad gewaschen und anschließend getrocknet werden. Als Mutter hat man hier sehr viele Möglichkeiten CO2 zu sparen. So reicht es beispielsweise aus, die Windel mit 60 Grad zu waschen. Wird sie dann auch noch an der Luft getrocknet, dann spart man viel Energie und verbessert die Bilanz.
Stoffwindeln
Im Internet findet man viele Informationen über Stoffwindeln. Zahlreiche Vereine beschäftigen sich mit dem Thema und listen die Vorteile auf. Neben dem Umweltgedanken ist die atmungsaktive Baumwolle und das biologisch Abbaubare Vlies, das man einlegt, gesünder für die Haut. Die modernen Varianten sind kaum komplizierter als eine Einwegwindel und dass die Kinder breit gewickelt werden, ist gut für die Entwicklung der Hüftgelenke. Insgesamt ist auch in pessimistischen Studien kein wirklicher Unterschied in der CO2-Bilanz zwischen Einweg- und Mehrwegwindeln. Wer das erste mal mit einer Einwegwindel wickelt, hat dabei sicherlich auch seine Schwierigkeiten. So wie man mit der Zeit eine Routine darin entwickelt, kann man auch lernen, Stoffwindeln schnell und einfach anzulegen. Was bleibt ist die Handhabung der vollen Windeln. Das große Geschäft wird einfach mit dem Vlies entsorgt und landet im besten Fall auf dem Kompost.
Alte Werte
Nicht alles war früher besser, aber beim Wickeln stellt sich tatsächlich die Frage, ob man ein Hightechprodukt voller synthetischer Stoffe braucht um das Pipi des Nachwuchs aufzufangen. Ich gebe zu, dass ich mich mit dem Thema auch nicht beschäftigt habe, als meine Kinder noch Windeln getragen haben. Ich habe meine drei Tonnen feuchten Restmüll erzeugt. Heute würde ich das anders machen. Wahrscheinlich würde ich unterwegs Einwegwindeln verwenden, weil es einfach praktischer ist, als die feuchten Windeln mit heim zu nehmen. Das hängt aber wohl damit zusammen, dass ich mit drei Kindern unterwegs war und ohnehin schon eine stattliche Nutzlast im Kinderwagen hatte. Mit einem einzigen Windelkind kann ich mir Stoffwindeln als echte Alternative vorstellen.
Oder ganz weg?
Auch das Thema Windelfrei habe ich mir schon vor Jahren angesehen. Manche Eltern kommen ohne Einweg-, oder Stoffwindeln aus. Sie beobachten ihren Nachwuchs und erkennen, wenn es soweit ist. Dann halten sie das Kind über einen Eimer, oder die Toilette. Damit spart man jede menge Geld. In meinem Beitrag zu dem Thema Windelfrei habe ich eine Ersparnis von etwa 1.300 Euro berechnet. Geld, das man sinnvoller einsetzen kann. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch stressig, wenn das Kleine windelfrei durch die Wohnung robbt. Man muss sehr nahe am Kind sein um die Zeichen zu erkennen. Das klappt am besten sicher bei Einzelkindern. Als Mutter von drei Kindern konnte ich jedem Kind nur 33 Prozent meiner Aufmerksamkeit widmen. Ich bin skeptisch, ob das ausreicht. Allerdings macht es durchaus Sinn, dem Kind die eigene Verdauung klar zu machen. Kinder verlernen es, ihre Ausscheidung zu spüren, wenn man sie in eine Windel steckt. Mit Superabsorbern spüren sie dort auch kaum etwas und bleiben so trocken, wie die Werbung es verspricht.
Nachdenken lohnt sich
Der Zug mit den Windeln ist für mich schon lange abgefahren. Steht man aber am Beginn, dann lohnt es sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken. Soll das eigene Kind eine Tonne Müll produzieren und sein Leben mit einer Umweltbelastung beginnen? Kann man selbst Zeit und Geduld aufbringen, das Kind ganz ohne Windeln großzuziehen? Vielleicht ist eine Mischung aller Möglichkeiten der richtige Weg. Daheim ohne Windeln, bei längeren Ausflügen die Einwegwindeln und sonst die Stoffwindeln. Jede Variante bringt Vor- und Nachteile mit sich, aber eines ist sicher: Einwegwindeln sind weder die einzige, noch die beste Möglichkeit, das eigene Kind zu wickeln.
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