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Kinder zum Lesen bringen

Ich bin wirklich eine tolle Mutter. Besonders, wenn es darum geht, Dinge zu planen und mir etwas vorzunehmen. Bei der Umsetzung bin ich leider nicht ganz so toll. Ich stehe also vor einer Herausforderung. Ende Juni bekommen meine Kinder, hier in Österreich, ihr Zeugnis. Auch heuer gibt es wieder ein mehr, oder weniger klares Bild. Mathe mögen alle drei weniger als andere Fächer. Ansonsten gibt es keinen Grund zur Sorge und noch ordentlich Raum nach unten. Allerdings gibt es auch nach oben noch einen bequemen Spielraum. Im Grund sind uns, also meinem Mann und mir, die Noten relativ egal. Solange alles positiv ist und die Kinder sich sonst gut entwickeln, gibt es also keinen Druck von unserer Seite. Allerdings gibt es ein Thema, das wir, abseits von den Schulnoten, für eine wichtige Kompetenz halten. Kinder müssen lesen. Sie sollte nicht nur lesen können, sondern auch lesen wollen. Sehe ich mir den Alltag heute an, dann muss man schlichtweg den ganzen Tag lesen. Klar findet sich auch ein TikToker, oder ein Youtuber, der die Dinge erklärt, aber braucht man eine spezifische Information, dann bedeutet das, dass man eine Website durchlesen muss. Auch das eine, oder andere Amt, schickt Informationen gerne schriftlich. Spätestens, wenn man in das Berufsleben eintritt, ist man vom Dienstvertrag an, jeden Tag gefordert, schriftliche Informationen aufzunehmen. Ich möchte also meine Kinder zum Lesen bringen. Dummerweise wollen sie das überhaupt nicht.

Kernkompetenz

Du liest gerade diesen Beitrag. Genauso verbringen gerade Milliarden von Menschen Zeit damit, etwas zu lesen. Wer sich im Straßenverkehr bewegt, muss lesen. Hinweisschilder helfen, sich zurecht zu finden und die Navigation klappt nur, weil jede Straße ein Straßenschild hat. Jeder Bus, jde Straßenbahn und jede U-Bahn ist beschriftet. Es gibt mindestens zwei Richtungen in die man fahren könnte. Wichtig also, das Ziel des Verkehrsmittels ablesen zu können. Während der Fahrt muss man den Fahrplan lesen können. Kurz, Lesen ist eine absolute Kernkompetenz. Mein Sohn hat, dank Corona, ein paar Dinge in der Schule nicht so gelernt, wie es im Präsenzunterricht selbstverständlich gewesen wäre. Meine Jüngste hat diagnistizierte Legasthenie. Das wird in die Note eingerechnet. Allerdings gibt es sideeffects, die man auf den ersten Blick nicht sieht. So hat sie Probleme, beim Lesen der Aufgaben. Es kann also passieren, dass sie daher auch beim Rechnen Nachteile hat, weil sie die Angabe nicht ganz liest. Damit entgehen ihr Wörter, die den Sinn verändern. Auch wenn sie die Rechnung problemlos lösen könnte, schreibt sie ein falsches Ergebnis hin. In einem Jahr wird auch sie in die nächste Schule wechseln und nicht mehr eine einzige, wohlwollende Lehrerin haben. Stattdessen wird sie in den unterschiedlichen Fächern ganz unterschiedliche Aufgaben bekommen und wird sehr viel lesen müssen. Höchste Zeit also, mit ihr das Lesen zu trainieren.

Leseoffensive

Weil es nicht schadet und ich der Meinung bin, dass meine Kinder hier Defizite haben, plane ich also eine Leseoffensive. Das Problem dabei ist, dass es draußen strahlendes Wetter gibt, die Kinder gerne ins Freibad gehen, oder mit Freunden mit ihren Rollern unterwegs sind, oder einfach mal ein paar Stunden auf ihrem Bett liegen und nichts tun. Das möchte ich heuer einmal besser machen und feste Lesezeiten einplanen. Nur wie motiviert man Kinder, die nicht gerne lesen, ein Buch zu lesen. Das erste und wichtigste ist wohl die Auswahl der passenden Lektüre. Es gibt liebevoll gestaltete Kinderbücher mit niedlichen Illustrationen und Geschichten, die gut für kleinere Kinder passen. Der Vorteil solcher Bücher ist, dass die Bilder Lust machen, die Geschichte dazu zu lesen. Die Texte sind kurz und in einfacher Sprachen. Der Nachteil ist der Inhalt der Geschichten und eben der geringe Umfang. Ein solches Kinderbuch hat meine Kleinste, auch wenn sie sehr langsam liest, in weniger als einer Stunde durch. Die Geschichte lernt sie dann schnell auswendig und sie kann recht rasch das ganze Buch auswendig aufsagen. Ab dem Zeitpunkt weiß man nicht mehr, ob sie liest, oder sich erinnert. Meinem Sohn eine solche Geschichte vorzulegen ist sinnlos. Er braucht ganz andere Inhalte, um sich zu begeistern.

Was rät die KI?

Ich habe mal Chat GPT gebeten, mir ein paar Ideen zu liefern, wie ich meine Kinder zum Lesen motivieren kann. Als erstes rät mir das Sprachmodell dazu, interessante Themen zu wählen. Ein guter Rat. Trifft die Geschichte das Interesse der Kinder, bleiben sie sicher länger dabei. Dann rät Chat GPT dazu, Bilderbücher und interaktive Bücher mit Klappen und Rasseln einzusetzen. Dazu sind meine Kinder sicher zu alt. Wobei gute Illustrationen sicher beim Lesen unterstützen können. Weiter geht es mit dem Tipp, gemeinsam zu lesen. Auch da wäre ich alleine drauf gekommen. Wechselt man sich ab und lässt das Kind nur ein paar Sätze pro Seite lesen, macht es das sicher interessanter. Durch das flüssige Vorlesen der anderen Teile, kann auch eine schlechte Leserin, oder ein schlechter Leser, dem Fluss der Geschichte folgen. Dazu passt auch der nächste Tipp der KI. Sie rät dazu, Hörbücher einzusetzen. Ich kann mir gut vorstellen, meine Kinder damit anzuködern. Eine Geschichte, die sich langsam entwickelt und lange die Vorgeschichte erzählt, bevor es zu einem Finale kommt, in dem alle Handlungsstränge zusammenlaufen, wäre optimal. Dann könnte ich meinen Kindern im Hörbuch den langen vorbereitenden Teil vorspielen und ihnen dann, für den spannenden Teil das Buch in die Hand drücken. Spannend ist auch der Rat, E-Books zu verwenden, statt echter Bücher. Das klingt auch interessant. Die letzten beiden Ideen gefallen mir aber am besten.

Lesegruppe

Eine diese beiden Ideen ist die Teilnahme an einer Lesegruppe. Ich bin ja sicher nicht die einzige Mutter, die der Meinung ist, dass ihre Kinder mehr lesen sollten. Außerdem braucht ohnehin jeder ein Ferienprogramm, wo die Kinder zumindest stundenweise beschäftigt sind. Ich werde also mal nach einem solchen Angebot suchen. Die letzte Idee ist auch nicht schlecht. Es geht darum, die Kinder Geschichten schreiben zu lassen. Das hat mit der Ältesten der drei Kleinen bereits geklappt. Wir haben ihr ein eigenes Blog eingerichtet, in dem sie Eltern von Teenagern berät. Sie schreibt auf mama-papa.net eifrig Artikel. Momentan sind ihr zwar die Themen ausgegangen, aber die Texte lesen sich meistens ganz angenehm. Nachdem ich sie jetzt um die Erlaubnis für den Link auf ihre Seite gefragt habe, ist auch mein Sohn zu mir gekommen, weil er auch ein eigenes Blog schreiben möchte. Die Idee finde ich ausgezeichnet. Meiner Meinung nach, bietet das Bloggen eine gute Gelegenheit, seinen Schreibstil zu finden und zu perfektionieren. Nicht nur das Blog entwickelt sich, sondern auch die Blogbetreiberin macht eine Entwicklung durch.

Bloggen

Bloggen ist eine tolle Variante, sich einen Gedanken strukturiert durch den Kopf gehen zu lassen. Wenn man versucht, die verschiedenen Impulse zu ordnen und verständlich in Worte zu fassen, dann zwingt das dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Versuch, es für andere aufzubereiten, sorgt dafür, dass man den eigenen Standpunkt hinterfragt und testet. Oft kommt man am Ende zu einem überraschenden Ergebnis. Wenn meine Kinder ihre Gedanken auch so ordnen, während sie bloggen, sorgt das dafür, dass sie lernen, verschiedene Aspekte abzuwägen, sich mit anderen Meinungen und Gegenargumenten auseinanderzusetzen und lösungsoffen in eine Diskussion mit sich selbst zu gehen. Die eigene Meinung und die Einstellung zu einem Sachverhalt so transparent aufzuarbeiten und seinen Standpunkt so zu verschieben, dass er allen Gegenargumenten standhält, ist eine wichtige Übung. So vermeidet man Vorurteile und das unreflektierte Übernehmen von fremden Meinungen und Aussagen. Damit wird man zu einem mündigen Menschen, der weniger leicht zu beeinflussen ist, als andere.

Kinder zum Lesen bringen

Bei der Ältesten der Drei beobachte ich, dass sie für ihr Blog viel recherchiert. Damit bringt das Bloggen sie also auch dazu, zu lesen. Aber nicht jeder kann seinem lesefaulen Kind ein Blog eröffnen und erwarten, dass sich das Problem damit löst. Das beste Medium sind immer noch Bücher. Zwei der Töchter meines Mannes sind wahre Leseratten. Die eine hat jetzt auch Buch- und Medienhandel gelernt um Beruf und Hobby zu verbinden. Tatsächlich wird trotz E-Books, Hörbücher, Webseiten und KI noch sehr viel gelesen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen. Während Taschenbücher immer noch für die schnelle Unterhaltung, oder für die Information zu einem Fachthema eingesetzt werden, werden gebundene Ausgaben zu begehrten Sammlerobjekten. Bücherregale sind heute genauso voll, wie früher. Nur stehen dort, statt dem Wörterbuch in 30 Bänden, heute Sondereditionen und andere besondere Bücher. Lesen ist ein spannender Gegenpol zu unserer schnellen Lebensweise. Was ein Film in 2 Stunden packt, kann man mit dem Buch in unzähligen Lesestunden viel intensiver erleben. Beim Lesen gibt es keine Limits. Wo die visuellen Effekte im Film enden, das beginnt die Fantasie erst im Buch. Während im Film die Gefühle und Gedanken durch gute Schauspieler und passende Filmmusik ausgedrückt werden, hat das Buch unendliche Möglichkeiten. Seitenweise kommen Bücher ohne ein einziges gesprochenes Wort aus und erzählen trotzdem eine Geschichte, wie ein anderes Medium es nie geschafft hätte.

Begeisterung

Um sich für ein Buch zu begeistern, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Die schwierigste davon ist die Bereitschaft, sich auf das Buch einzulassen. Außerdem muss das Thema passen, der Stil ansprechend sein und die Sprache verständlich und nachvollziehbar sein. Das richtige Buch zu finden ist also ein erster Schritt. Schwierig wird es, wenn man die Bereitschaft für das Lesen schaffen muss. Bei meinen Kindern kann das ganz unterschiedlich sein. Während die Jüngste mit gemeinsamer Zeit und einem gemeinsamen Projekt gut motiviert werden kann, lässt sich mein Sohn mit Geld sehr gut zu etwas bewegen. Ich muss mir also wirklich die Zeit nehmen, meine Kinder zum Lesen zu bringen. Vielleicht schaffe ich es ja und finde für meine Jüngste ein Buch, das uns beide interessiert und das ich gerne und interessiert mit ihr lese. Die Themen, die meinen Sohn ansprechen, sind wahrscheinlich nicht kompatibel mit meiner Vorstellung von guten Geschichten. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass ich das Thema im Auge behalte und mich darum kümmere. Neun Wochen klingt relativ lang, es kommt aber vor, dass so eine Zeitspanne über Nacht verfliegt und das neue Schuljahr schon da ist, bevor ich noch meine guten Vorsätze für die Sommerferien in die Umsetzung gebracht habe.

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