Wer hier öfter mitliest, der weiß, dass ich einen klar abgesteckten Temperaturrahmen habe, in dem ich mich wohlfühle. Wenn andere ins Freibad gehen, warte ich auf den Herbst und schwitze. Ich bewege mich nur so viel, wie absolut erforderlich. Herbst und Frühling sind ideal. Es kann gerne nasskalt sein. Ich mag die Zeit der Übergangsjacken, auch wenn ich keine habe. Wozu auch, ich trage bei meinen Außeneinsätzen eine sommerlich leichte Jacke und vielleicht eine Regenjacke, wenn es zu stark regnet. Die Temperaturen unter 10 Grad sind ideal für mich. Allerdings endet die Freude am Temperatursturz, wenn das Thermometer im freien Fall unterwegs ist. Weniger als 0° Celsius liegen schon wieder außerhalb meiner Wohlfühlzone. Ich bin temperaturmäßig also mehr als anspruchsvoll. Gleichzeitig liegt aber mein Mann mir in den Ohren und versucht mich zu einem Saunagang zu bewegen. Rechnet man kurz zusammen, dass ich mich bei Lufttemperaturen von etwa 5° Celsius sehr wohlfühle und auch hohe Luftfeuchtigkeit nicht unbedingt mein Ding ist, dann könnte eine Sauna mit etwa 100° Celsius und einer Luftfeuchtigkeit jenseits von Gut und Böse unangenehm sein. Meine bisherigen Erfahrungen damit sind eher durchwachsen. Speziell weil es nicht gerne gesehen wird, wenn man aufsteht und geht, während gerade jemand Wasser über den Saunaofen träufelt. Aber ich habe mir einmal angesehen, ob man der Sauna nicht doch eine Chance geben sollte. Angeblich ist Sauna gesund für den Körper.
Wohlfühltemperatur
Jeder Mensch hat seine Wohlfühltemperatur. Manch einer verträgt hohe Temperaturen sehr gut, andere kommen mit Kälte gut klar. So bewundere ich beispielsweise Wim Hof. Der 64-jährige Niederländer ist auch unter dem Namen Iceman bekannt. Er hält mit fast 2 Stunden den Rekord für das längste Eisbad und mit 58 Metern für die längste Strecke, die ein Mensch unter Eis geschwommen ist. Er hat eine eigene Atemmethode entwickelt, die er kostenlos auf YouTube lehrt. Der Extremsportler ist aber auch, wenn es um Hitze geht, ein Ausnahmetalent. Er ist auch schon einen Marathon durch die Wüste gelaufen, ohne etwas zu trinken. Abgesehen von solchen extremen Erscheinungen, haben die meisten Menschen aber einen relativ schmalen Temperaturbereich, den sie als Wohlfühltemperatur bezeichnen. Die wenigsten würden die Bedingungen in der Sauna als angenehm beschreiben. Tatsächlich sind wir ganz offensichtlich nicht für diese Temperaturen und diese Luftfeuchtigkeit geschaffen. Selbst bei der letzten offiziellen Sauna-Weltmeisterschaft im Jahr 2010 hielten die Sieger keine 5 Minuten in der Saunakabine aus. Der Wettkampf wurde eingestellt, weil beide Finalisten zusammenbrachen, einer der beiden starb und der andere Verbrennungen erlitt. Trotzdem erfreut sich Sauna großer Beliebtheit. Speziell über Finnland wird behauptet, es gäbe mehr Saunen, als Einwohner.
Saunagang
Die Bedingungen, die bei der Sauna-Weltmeisterschaft herrschten, sind nicht mit dem zu vergleichen, was man in normalen Saunen erlebt. Ein klassischer Saunagang dauert etwa 15 Minuten. Man duscht kurz, trocknet sich gut ab und nimmt in der Sauna Platz. Die Temperatur liegt, je nach Sauna bei bis zu 100° Celsius. Nach etwa 10 Minuten wird aufgegossen. Mehrere Kellen mit Wasser, in das ätherisches Öl getropft wurde, wird über die Steine im Saunaofen geträufelt. Es verdampft augenblicklich und zieht als heißer Wasserdampf durch die Sauna. Um den Dampf besser zu verteilen, wird zusätzlich noch mit einem Handtuch gewedelt. Danach verlässt man die Sauna, nimmt ein Tauchbad, oder eine Schwalldusche mit eiskaltem Wasser und ruht für 15–30 Minuten auf einer Liege. Soweit zum Saunabaden selbst. Aber was passiert im Körper, wenn man sich solchen Extremen aussetzt und aus einem kleinen Raum mit fast 100° heißer Luft in eiskaltes Wasser steigt? Tatsächlich hat Sauna viele Vorteile für die Gesundheit und Studien belegen das auch immer wieder.
Herz-Kreislaufsystem
Ein Team der Ostfinnischen Universität hat zusammen mit einem Österreicher eine Langzeitstudie zu den Zusammenhängen von Saunabaden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchgeführt. Über 15 Jahre lang wurden 1.688 Finnen beobachtet. 181 der TeilnehmerInnen verstarben in den 15 Jahren an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Insgesamt zeigt das Ergebnis aber, dass 4–7 Saunabesuche pro Woche das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben um 70 % reduziert. Bei 2–3 Saunagängen pro Woche sind es immer noch 29 % weniger Risiko. Insgesamt hat die Auswertung der Studie ergeben, dass man sich pro Woche mehr als 45 Minuten in einer Sauna aufhalten sollte, um den besten Effekt zu erzielen. Allerdings stellt die Hitze auch eine hohe Belastung für das Herz dar. Die Körperkerntemperatur steigt um etwa 2° an. Der Körper reagiert ähnlich, wie bei 39° Fieber. Die Blutgefäße weiten sich und der Puls steigt um bis zu 50 % an. Damit pumpt der Körper das Blut unter die Haut, wo es durch die Verdunstung des Schweißes abkühlen kann. Riskant ist für Menschen mit Herzproblemen das Abkühlen. Springt man ins Eiswasser, dann ziehen sich die Blutgefäße in der Haut plötzlich zusammen und Blut wird in den Körper gedrückt. Damit steigt der Blutdruck und belastet das Herz. Wer also Herzprobleme hat, sollte vor dem Saunagang mit seinem Kardiologen sprechen.
Entschlackung
In der Hitze in der Sauna schwitzt man übermäßig viel. Zu den positiven Effekten des Schwitzens gibt es etliche Theorien. Es wird behauptet, dass Schadstoffe unter der Haut lagern und die Hitze und das starke Schwitzen die Poren weiten und die Schadstoffe ausspülen. Allerdings hält diese Behauptung der wissenschaftlichen Prüfung nicht stand. Die Entsorgung von Giftstoffen erledigt im menschlichen Körper die Niere. Das Blut fördert die Giftstoffe zur Niere und die scheidet sie aus. Im Schweiß selbst sind keine Abfallstoffe enthalten. Er dient der Kühlung und enthält außer Wasser nur Salze. Allerdings trägt die Sauna trotzdem zur Entschlackung bei. Die Hitze weitet die Gefäße und der Puls steigt. Damit wird ganz einfach mehr Blut bewegt. Das sorgt in erster Linie für eine Kühlung, nebenbei transportiert mehr Blut, das bewegt wird, aber auch mehr Abfallstoffe. Sauna hilft also bei der Entschlackung. Das hat zwar nichts mit dem Schwitzen zu tun, hat aber trotzdem sehr positive Effekte.
Immunsystem
Eine Studie aus Finnland zeigt, dass Saunagänge, speziell 4, oder mehr pro Woche, das Risiko von Lungenentzündungen signifikant reduziert. Eine andere Studie zeigt deutlich, dass Menschen, die häufig in die Sauna gehen, weniger C-reaktives Protein im Blut haben und damit weniger zu systemischen Entzündungen neigen. In dieser Meta-Studie wurden 40 Studien zusammengefasst und ausgewertet. Das Ergebnis zeigte unter anderem, dass bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und ankylosierender Spondylitis nach 4 Wochen Saunatherapie eine Verringerung von Schmerzen und Steifheit beobachtet wurde. Bei Patienten mit Fibromyalgie und anderen rheumatologischen Erkrankungen wurden nach 12 Wochen kombinierter Sauna- und Unterwassertherapie subjektive Verbesserungen in Schmerzscoren, Fibromyalgie-Auswirkungsfragebogen (FIQ) und Lebensqualitätsindikatoren festgestellt. Insgesamt 9 positive Wirkungen auf die Gesundheit wurden aus den Ergebnissen der 40 Studien mit insgesamt 3.855 Teilnehmerinnen abgeleitet.
Ist Sauna gesund für den Körper?
Neben den bereits erwähnten rheumatologischen Krankheiten gab es auch Erkenntnisse bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nur 2 Wochen Saunatherapie steigerte die Leistungsfähigkeit bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Menschen mit arterielle Erkrankungen profitieren genauso vom Schwitzen in der Sauna, wie chronische Schmerzpatienten. 4 Wochen Saunabesuche haben Depressionen gemildert und bei Patienten mit COPD die Sauerstoffsättigung verbessert und die Symptome gelindert. Menschen, die mit Toxinen belastet waren, berichteten nach der Saunatherapie über eine bessere Lebensqualität. Die Spermaqualität nahm nach 3 Monaten zu und bei gesunden Menschen wirkte sich die Sauna positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Sauna kann also bei Herzerkrankungen, chronischen Schmerzen und psychischen Problemen helfen. Eine Studie aus Jena hat außerdem ergeben, dass regelmäßige Saunabesuche die Haut trainieren und den Säureschutzmantel stärken. Gefährlich ist lediglich die Belastung für das Herz. Hat man also Herzrythmusstörungen, oder sehr hohen Blutdruck, dann sollte man vor dem Saunabesuch Rücksprache mit dem Arzt halten. Ansonsten sieht es so aus, als hätte die Sauna eine lange Liste an positiven Effekten auf die Gesundheit.
Und jetzt?
Gut, jetzt habe ich ein Problem. Mein Mann steht auf dem Standpunkt, dass wir unbedingt mal in die Sauna gehen sollten und zeigt mir Seiten mit Sauna Zubehör in der Hoffnung, dass er mich zu einer Heimsauna überreden kann. Meine Recherchen haben dummerweise lediglich ergeben, dass er recht hat. Sauna ist ziemlich gesund für den Körper und hat nur Vorteile. Außer, dass es ziemlich heiß ist. Ich habe also wenig rationale Argumente dagegen. Bevor ich aber die Position meiner Waschmaschine überdenke, oder mir sonst Gedanken darüber mache, wo man eine Heimsauna für zwei unterbringen könnte, prüfe ich einmal, ob es nicht im Umfeld die Möglichkeit zum Besuch einer öffentlichen Sauna gibt. In den meisten Schwimmbädern gibt es auch eine Saunalandschaft und unterm Strich ist das sicher angenehmer. Man bezahlt einmal Eintritt und braucht sich dann um nichts mehr zu kümmern. Die Sauna ist schon aufgeheizt und Mitarbeiter kümmern sich um den Aufguss. Reinigung, Stromkosten, das Vorbereiten und auch die Anschaffung fallen weg. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es in unserem Garten in Ungarn Sinn machen würde, eine Gartensauna aufzustellen. Zwar kann man auch dort in der Therme in die Sauna gehen, aber Abends gemütlich im Garten zu sitzen und beim Auskühlen den Sternenhimmel zu beobachten stelle ich mir auch wieder nett vor. Der größte Vorteil der eigenen Sauna aber ist, dass ich mit meiner Familie alleine bin. Wenn ich also gehen will, dann gehe ich und die bösen Blicke meines Mannes halte ich viel besser aus, als wenn 20 Fremde mich vorwurfsvoll ansehen.
Die Sauna ist in der Tat ein Ort der Entspannung. Der Vorteil von einer Gartensauna ist, dass man sich langsam daran gewöhnen kann. Die Einstellung von der Wärme kann ein Vorteil sein, wenn man Anfänger ist und man nicht gleich mit hohen Temperaturen anfangen möchte. Tief durchatmen und dem Körper die Chance geben, sich selbst zu reinigen und zu regenerieren.