Kinder entwickeln sich rasant. Zuerst wachsen und entwickeln sie sich im Mutterleib und von Ultraschall zu Ultraschall wachsen neue Körperteile und bilden sich Konturen, die auch der Laie zuordnen kann. Später, wenn der kleine Sonnenschein endlich raus ist und man im Wochenbett schnell lernt, dass die Sonne nicht immer scheint hat man das Gefühl, dass sich die Gesichtszüge jeden Tag verändern. Die Entwicklung nimmt ihren Lauf und die Kinder verändern sich fast jeden Tag.
Entwicklung in die richtige Richtung
Grundsätzlich ist so ein Wurm vom ersten Tag an auf dem Weg zum Erwachsenenleben. Wer gerne schwarz malt könnte auch sagen, dass er sich kontinuierlich auf das Lebensende hinentwickelt, aber so negativ wollen wir doch nicht sein. In jeder Phase dieser Entwicklung erlernen die Kinder neue Fertigkeiten und können auf einmal Dinge, an die vor wenigen Tagen noch nicht zu denken war. Aber was ist die beste, die schönste, die angenehmste Phase, in der sich ein Kind gerade befinden kann? Ich habe dazu einen interessante Fragestellung und einen Aufruf zu einer Blogparade gefunden. Nicole beschreibt ihrem Beitrag, dass sie nicht der Baby-Typ ist und lieber größere Kinder mag und fragt unter dem Hashtag #babyfrage nach, wie ich das sehe.
Das Neugeborene
Wundervoll! Ein neuer Mensch ist da und plötzlich in unserem Leben. Das Kleine liegt hilflos herum und ist nur zu einem heiseren Geschrei fähig. Ärmchen und Beinchen sind so dünn und der kleine Körper ist so zerbrechlich. Das Kind ist uns völlig ausgeliefert und es wird uns richtig bewußt, welche große wunderbare Verantwortung wir plötzlich tragen. Das Beste ist aber, wie die Kleinen riechen. Ich konnte mich an allen Kindern einfach nicht satt riechen. Die Käseschmiere riecht so richtig nach Baby und sogar wenn so ein kleiner Mensch seinen Darm entleert duftet das eigentlich ganz toll. Das Kleine liegt nur herum, wo man es ablegt findet man es wenig später auch wieder. Die Besuche beim Kinderarzt sind alle nur Routine und die Kinder werden auch selten krank. Sie reden nicht zurück, sind standorttreu und schlafen mehr als die Hälfte der Zeit. Auch wenn sie wach sind stören sie nicht, sondern liegen in ihrem Stubenwagen, oder später in ihrer Wippe und beobachten mit ihren blauen Augen das Geschehen rund um sich. Ihr Entwicklung ist beeindruckend uns sie lernen tatsächlich jeden Tag etwas Neues und diese Phase ist einzigartig. Die Zeit mit dem Neugeborenen ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Das Baby
Herrlich! Das Neugeborene wächst und gedeiht. Die dünnen Ärmchen und Beinchen werden langsam gepolstert und man hat nicht mehr das Gefühl, dass etwas abbrechen könnte. Der Stuhl riecht nicht mehr ganz so toll, aber das tut dem Kindchenschema keinen Abbruch. Die Kinder erfreuen uns mit süßem Gebrabbel und der Alltag hat sich eingependelt. Der Reiz des Neuen ist nicht mehr so ausgeprägt, aber Routine ist ja auch etwas Gutes. Stillen, oder Fläschchen füttern funktioniert vollautomatisch und Wach-Schlafrythmen von Mutter und Kind haben sich angeglichen. Es ist herrlich zu erleben, wie das Baby endlich nach etwas greift und sich ungeschickt das erste mal mit der Rassel selbst eine überzieht. Aus einem pflegebedürftigen und unselbstständigen Neugeborenen wird ein winziger Mensch mit Charakter und ganz eigenen Eigenschaften. EIne kleine Persönlichkeit entsteht und erste Eigenheiten treten hervor. Besonderheiten in der Mimik, die das Kind den Rest seines hoffentlich langen Lebens auf etlichen Fotos zeigen wird, treten das erste mal auf und die Mutter freut sich, wenn sie sie wiedererkennt. Man hat eine echte Beziehung mit seinem Kind und das Baby regiert jeden Tag mehr auf Ansprache und Berührung. Ein erste Lächeln, Köpfchenheben, das Umdrehen und später erste Krabbelversuche sind einzigartige und sehr emotionale Momente. Die Zeit mit dem Baby ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Das Kleinkind
Toll! Endlich kann das Kind sich durch die Wohnung bewegen. Zuerst wird gegrabbelt, dann kommen die ersten Schritte. Was vorher nur auf ein Weinen und Jammern und ab und zu mal auf ein fröhliches Lachen beschränkt war, wird langsam zu einem Kommunikationskanal. Das Kleinkind lernt in seiner Entwicklung seine Stimme einzusetzen. Es wird gebrabbelt und gejauchzt und später werden dann erste absichtlich Laute gebildet. Mama ist offensichtlich ganz bewußt als Bezeichnung für die Mutter gewählt worden, weil die Kinder das ganz gerne und automatisch von sich geben. Da haben wohl einige Urmütter den Wunsch zur Mutter des Gedanken gemacht und die ersten Silben direkt auf sich bezogen. Krabbelt das Kleinkind durch die Wohnung, dann ist es toll die kleinen Händchen am Boden klatschen zu hören. Die ersten Schritte und später das sichere Laufen gehen einher mit dem herrlichen Geräusch des Getrappels von Kinderfüsschen. Es ist eine richtige Kommunikation möglich. Zumindest einseitig kann man dem Kind etwas sagen, worauf es oft richtig reagiert. Lustige und richtig süße Eigenschaften werden ausgebildet und man kann drollige Eigenheiten beobachten. Der Charakter des Kindes tritt hervor. Wird es ein Tüftler und beschäftigt sich ausdauernd mit feinmotorischen Aufgaben, ist es ordnungsliebens, oder chaotisch und wird es ein stilles, oder ein unglaublich lautes Kind? Die Entwicklung nimmt ihren Lauf und die ersten Schuhe werden angeschafft. Aus dem sabbernden Baby, das man mit Brust oder Fläschchen abspeisen konnte wird eine kleine Person, die Lieblingsessen hat und Kost verweigert. Statt gefüttert zu werden lernt es den Umgang mit Löffel und Gabel und erweitert seinen kulinarischen Horizont von Möhren bis Rindfleisch. Die Entwicklung schreitet rasch und deutlich erkennbar voran und beschert der Mutter einzigartige und unwiederbringliche Momente. Die Zeit mit dem Kleinkind ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
In der Kita
Schön! Zwischen 2, oder 3 und 6 Jahren besuchen Kinder die Kita. Sie können zu dem Zeitpunkt natürlich bereits laufen und sich mit anderen verständigen. Der Charakter ist deutlich ausgeprägt und die Kleinen zeigen oft sehr deutlich, was sie mögen und was nicht. War es bisher völlig nebensächlich, was man ihnen angezogen hat, so entwickeln sie in dieser Phase ihrer Entwicklung ein Modebewußtsein und entdecken ihr Mitspracherecht. Generell macht sich eini Hang zur Selbstbestimmung breit, den viele Eltern als unangenehm empfinden. Der Nachwuchs will sich durchsetzen und alles selber tun. Was oft treffend als Trotzphase beschrieben wird, aber eher eine Autonomiephase ist, ist eine harte Zeit in der die Eltern viel über Erziehung und Fehler dabei lernen können. Generell muss zu diesem Zeit die Erziehung sehr ernst genommen werden. Das Kind würde am liebsten das tun, was es selbst entscheidet und bestimmt und die Aufgabe der Eltern ist es, deutliche und klare Grenzen zu ziehen. Auch wenn das einfach klingt kann ich aus Erfahrung berichten, dass das nicht immer gelingt. Der augeprägte Hang zur Selbstbestimmung ist ein allesbestimmender Faktor in dieser Phase der Entwicklung. Der Charakter bildet sich immer mehr aus und das Sprachvermögen wird nicht nur dazu genutzt um zu widersprechen, sondern es werden laufend Fragen gestellt und Behauptungen aufgestellt. Wer nicht aufpasst verfällt in solchen, einseitig geführten Gespräche rasch darin, auf alles Ja zu sagen ohne richtig zuzuhören. Da auch Vorfreude und Erinnerungsvermögen stark ausgeprägt sind, kann ein Ja auf die falsche Frage unangenehme Folgen haben. Der Nachwuchs ist jetzt ein gefestigter Charakter, ein Mensch mit Ecken und Kanten und guten und schlechten Zeiten. Das Zusammenleben wird einfacher, weil abseits des Hangs sich um jeden Preis durchzusetzen, eine Kommunikation hervorragend funktioniert. Nachrichten kommen an und werden wieder zurückgegeben. Gibt es Bedürfnisse, werden diese artikuliert und man muss als Mutter nicht mehr raten, warum das Kleine schreit. Sogar Gefühle und Ängste werden zum Ausdruck gebracht und man kann erahnen, was den winzigen Menschen so alles bewegt und worum seine Gedanken kreisen. Der Druck auf das Kind wächst. Kleine Aufgaben werden übernommen und erste Pflichten vergeben. Die Windel werden abgelegt und es wird komplett alleine gegessen und im besten Fall sogar das Geschirr selbst abgeräumt. Das Zusammenleben wird komplexer, aber leichter zu regeln. Die Entwicklung ist beeindruckend und man ist jeden Tag aufs Neue überrascht welchen Tiefgang die Gedanken der Kinder haben können und auf welchem naiv philosophischem Niveau man mit ihnen diskutieren kann. Die Zeit in der Kita ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Die Schule
Atemberaubend! Gerade erst unter Schmerzen entbunden und in den letzten 6 Jahren langsam zu einem vollwertigen Menschen mit guten, wie schlechten Eigenschaften herangewachsen beginnt der Ernst des Lebens. Nichts bleibt so, wie es war. Das Kind ist endgültig in unserer Leistungsgesellschaft angekommen und was bisher Spiel und Freizeit war wird zur Verpflichtung. Pünktlichkeit wird ein völlig neues Thema und Laben in Schulstunden geteilt und organisiert. Die Freizeit wird durch Hausaufgaben unterwandert und es wird ein stetig höheres Maß an Selbstorganisation und eigener Motivation bei den Kindern erwartet. Das Tempo, das bisher selbst bestimmt werden konnte wird jetzt klar vorgegeben und es besteht in der Entwicklung nur noch minimaler Spielraum. Aus Individualität wird ein Stück weit ein Fehler und unser Kind muss lernen mit Druck umzugehen. Zuerst ist der Druck noch sehr sanft, aber im Laufe der Schulkarriere wird er immer stärker und unser kleiner Liebling muss lernen damit umzugehen, oder erdrückt zu werden. Anfangs können wir ihm dabei noch helfen, Hausaufgaben kontrollieren und den Schulranzen packen, aber je älter sie werden, desto weniger Einblick ist nötig und möglich. So beschränkt man sich auf Vorgabe, oder Kontrolle der Lern- und Hausarbeitszeiten und achtet auf Prüfungstermine. Der Stil der Kinder entwickelt sich rasant. Rasch wird man mit augefallenen Kleiderwünschen konfrontiert und nach wenigen Jahren schaffen die Kinder selbst Kleidung an, die man selbst nicht genehmigt hätte. Die Pubertät, die sich seit Jahren ankündigt, bricht aus und bringt die Welt aus dem Gleichgewicht. Diese Phase der Entwicklung ist nicht schlimm für die Eltern, aber der Konflikt, den die Kinder austragen ist gewaltig und es ist nicht immer leicht zuzusehen, zumal man oft auch neue Zugänge suchen muss, weil alte abgebaut und verriegelt werden. Ist das weitgehend überstanden, dann hat sich im besten Fall eine Freundschaft zwischen Mutter und Kind entwickelt, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt ist und Offenheit zulässt. Die Beziehung ist einzigartig, wenn man keine groben Fehler gemacht hat und man kann feststellen, dass Töchter auch seelenverwandte sind. Die Rolle als Erzieherin tritt immer weiter in den Hintergrund und man wird Begleiterin. Erste Liebe und generell die Entwicklung von Beziehungen mit anderen Kindern und Jugendlichen treten in das Leben und bestimmen es stark mit. Als Mutter muss man seinen neuen Platz im Leben der Kinder suchen und einnehmen und seine Rolle neu definieren. Es ist nicht angebracht und auch nicht mehr nötig zu erziehen. Was jetzt noch nicht geklappt hat wird auch nichts mehr. Trotzdem ist diese lange Zeit eine wunderbare Phase in der Entwicklung der Kinder. Man darf sie auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleiten und tritt immer weiter in den Hintergrund. Die Selbstständig wächst und es ist eine Freude zu beobachten, dass tatsächlich etwas aus dem Kind geworden ist. Man kann jetzt die Früchte der eigenen Erziehung ernten, anfangs noch ein wenig nachjustieren, aber schließlich die Zügel komplett loslassen und das Kind, das ganz offensichtlich und selbstsicher auf den eigenen Beinen steht, in das Leben entlassen. Es zeigt sich, ob man alle Werte vermitteln konnte und das Kind mit allen Kompetenzen ausgestattet hat, die es braucht um sich im Leben zu bewähren. Man wird zur Beraterin und zur Freundin. Die Zeit in der Schule ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Die Ausbildung
Traumhaft! Man hat das Kind bis hierher begleitet und darf nun erleben, wie es seine Ausbildung beginnt. Egal, in welche Richtung das Kind sich entwickelt, die Wahl des Ausbildungsweges ist eines der letzten Entscheidungen, bei der man das Kind noch unterstützen sollte und darf. Es gibt konkrete Vorstellungen und unklare Ideen, die es rechtzeitig zu definieren gilt. Der Weg sollte gemeinsam festgelegt und geplant werden, aber das Kind muss ihn alleine gehen. Auf eine Uni, oder während einer Lehre braucht man die Eltern nicht. Es gibt andere Bezugspersonen, die ab hier die Ausbildung übernehmen und man beschränkt sich auf das Beraten, das man in der Schulzeit schon gelernt hat und beobachtet den Weg, den der Nachwuchs geht aus sicherer Entfernung. Die sichtbaren Ergebnisse bekommt man natürlich mit und was sich zwischen den Prüfungen abspielt bekommt man nur mit, wenn es eine das Kind, oder besser der Jugendliche, preisgibt. Die Abhängigkeit auf emotionaler Ebene ist definitiv nicht mehr vorhanden, es bleibt aber eine wirtschaftliche Abhängigkeit. In der Zeit entwickelt sich der Nachwuchs gern zu einem unangenehmen WG-Genossen, der viel nimmt, aber wenig gibt. Hier muss man klare Regeln schaffen und auf die Einhaltung pochen. Das Kind ist im wesentlichen Erwachsen und sollte in der Lage sein im Haushalt mitzuhelfen. In dieser Phase der Entwicklung rückt der junge Erwachsene immer weiter weg von uns. Unser Platz ist jetzt der Hintergrund und wir schmieren keine Pausenbrote mehr, oder kaufen Schuhe, sondern überweisen auf das Jugendkonto, damit es dem Kind an nichts fehlt. Klar ist man immer noch wichtig und eine Bezugsperson, aber der Stellenwert ist in den letzten zwanzig Jahren dramatisch gesunken. Trotzdem ist es eine Freude die Entwicklung als hintergründige Beobachterin zu begleiten und im Rahmen der eingeschränkten Möglichkeiten möglichst positiv zu beeinflussen. Die Zeit der Ausbildung ist sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Der Auszug
Endlich! Irgendwann ist es soweit und das Kind ist fertig. Man hat es durch das Leben bis zu diesem Punkt begleitet, wo es zumindest physisch, losgelassen werden will und auf eigenen Beinen steht. Man darf bei der Wohnungssuche unterstützen und seine Meinung abgeben, das Kind ist aber kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mensch, der eigene Maßstäbe anlegt und uns nicht mehr braucht. In der Wohnung wird es still und die Beziehung zum Kind wird zu einer Fernbeziehung, die je nach Charakter des Nachwuchs und der Mutter einseitig, intensiv, oder locker wird. Man kann auf eine erfolgreiche Erziehung zurückblicken und hat der Gesellschaft ein wertvolles Mitglied geschenkt. Auch wenn die letzte Jahre schon nicht mehr vom Nachwuchs geprägt waren, sondern langsam immer mehr der eigenen Bedürfnisse als Frau wieder in den Mittelpunkt gerückt sind, so war doch immer eine Verpflichtung da. Diese Fesseln sind jetzt abgestreift. Der Job ist erledigt und wir als Mutter sind frei. Frei uns uns selbst zuzuwenden und frei das zu tun, was wir wollen. Aus dem Kinderzimmer wird ein Gästezimmer und man kann Bereiche der Wohnung zurückerobern, die man jahrzehntelang nur mit Hausschuhen betreten konnte. Das Leben beginnt und wenn alles glatt gelaufen ist, dann haben wir mit unserem Kind einen Freund, der uns einen winzigen Teil von dem, was wir für ihn getan haben, zurückgibt und uns ein wenig teilhaben lässt an seinem Leben. Im Mittelpunkt steht jetzt aber, nach viel zu langer Zeit, das Ich, die eigenen Bedürfnisse, die Beziehung und das Leben.
Die Zeit nach dem Kind ist jetzt aber wirklich sicherlich die schönste Zeit im Leben mit dem Kind.
Liebe Andrea,
vielen Dank für deinen Beitrag zu unserer Blogparade. Ich habe ihn begeistert gelesen und mich über viele kleine Formulierungen und Momente sehr gefreut. Das Neugeborene als standorttreu zu bezeichnen gefällt mir zum Beispiel großartig 🙂
Und natürlich gebe ich dir in allem recht … auch wenn ich meine großen so genieße.
Liebe Grüße
Nicole
Hallo Nicole,
ja, es ist mir ganz leicht gefallen jeder Lebensphase des Kindes etwas positives abzugewinnen. Freut mich, dass Du es nachvollziehen kannst und danke für das tolle Thema!
Liebe Grüße
Andrea