Es könnte an den Kosten und der schwierigen Wirtschaftslage liegen, oder im Zusammenhang mit medizinischen Problemen stehen. In vielen Fällen ist die Kinderlosigkeit aber eine freiwillige Entscheidung. Vielleicht passt es ein wenig zur Lebenseinstellung der Gen Z, dass man sich nicht festlegt und sich nicht für allzu lange binden will. Schließlich ist es eine Lebensentscheidung, Kinder zu bekommen. Zwar sind sie irgendwann aus dem Haus, aber aus dem Leben treten sie nie mehr. Es passt wohl schlecht zu unserer Wegwerfgesellschaft, in der auch Beziehungen und andere Menschen einfach aus dem Leben entfernt werden, wenn man keine Lust mehr darauf hat. Mit einem Kind ist das nicht ganz so einfach, wie mit einer Partnerin, oder einem Partner. Bei durchschnittlich 1,5 Kindern pro deutscher Frau gibt es für mich, mit meinen 4 Kindern, fast zwei andere Frauen, die keine Kinder bekommen. 25 Prozent der Frauen und 30 bis 40 Prozent der Männer entscheiden sich für ein Leben ohne Kinder. Scheinbar ist die Quote bei Architekten noch höher. Zumindest, wenn man sich die Grundrisse der Wohnungen ansieht, die heute gebaut werden. Wer keine Kinder hat, der rechnet vielleicht anders, wenn es um den Platzbedarf der Zwerge geht. Brauchen die beiden Eltern mit zusammen 3,5 Metern Körperhöhe ein Schlafzimmer mit 15 qm, dann sollte ein 1,20 Meter hohes Kind also nicht mehr als 5 qm. So, oder so ähnlich scheinen Architekten zu denken. Man sollte sie einmal einladen, ein 10 qm Kinderzimmer einzurichten.
Umziehen
Für das Umziehen gibt es etliche Beweggründe. Einer davon ist auch, wenn man ein Kind erwartet. In meinem Freundeskreis und in der Familie gibt es immer wieder junge Frauen, die sich aus diesem Grund eine neue Wohnung suchen. Problematisch dabei ist immer wieder die Größe der Zimmer. Aus irgendeinem Grund plant man heute ein riesiges Wohnzimmer, an das ein paar winzige Kammern angeschlossen sind. Im Kopf der Architekten hält sich die Familie wohl den ganzen Tag in bester Stimmung in der Wohnküche auf und genießt das Familienleben. Das ist vielleicht so, wenn die Kinder im Säuglingsalter den ganzen Tag schlafen und wohl auch noch so, wenn sie beginnen zu krabbeln. Da reicht ein hübsches abgedunkeltes Zimmerchen, in das man ein süßes Gitterbettchen stellt und wo das Kind sein Mittagsschläfchen halten kann. Ansonsten kann man so einen Zwerg nicht alleine lassen, also ist man den ganzen Tag mit ihm zusammen und damit überwiegend im Wohnzimmer. Aber Kinder werden älter.
Stechende Fußschmerzen
Der Klassiker ist wohl der kleine Noppenstein aus Kunststoff, auf den man Nachts, auf dem Weg zur Toilette tritt. Unnachgiebig scharfe Kanten und ein steinhartes und unverformbares Material sorgen dafür, dass sich die Noppen unerbittlich ins Fleisch bohren, wenn man darauf tritt. Es erscheint also sinnvoll, den Aktionsradius von Spielzeug einzuschränken. Dazu braucht man ein Kinderzimmer. Aber die Kleinen spielen auch nicht ewig mit Bauklötzen, Autos und anderem Spielzeug. Irgendwann wollen sie einfach alleine sein und ihre Ruhe. Außerdem beginnt schon früh der Ernst des Lebens, der auch bedingt, dass man jeden Tag eine Weile an einem Schreibtisch sitzt und sich in möglichst ruhiger Umgebung den Hausaufgaben widmet. All das muss ein Kinderzimmer leisten. Es muss Raum bieten, den Straßenverkehr einer kompletten Kleinstadt nachzubauen, ausreichend groß sein, um eine Klinik für kranke Puppen nachzustellen und trotzdem noch genug Grundfläche haben, dass man zum Bett und zur Türe gehen kann.
Japan lässt grüßen
Immer wieder stoße ich auf Dokus über japanische Lösungen, auf kleinstem Raum zu leben. So kann man ein geräumiges Loch in einem Hotel mieten und in so etwas, wie einer Röhre schlafen. Auch kann es passieren, dass mehrköpfige Familien in winzigen Wohnungen leben. Die One Room Apartments, die Singles oft bewohnen, sind meist nur 10 – 20 qm groß. Die Badezimmer sind aus einem Stück Kunststoff gegossen und auch der Rest der Wohnung ist spartanisch und platzsparend möbliert. Sieht man sich manche Kinderzimmer an, dann wäre es vielleicht eine gute Idee, einen japanischen Innenarchitekten kommen zu lassen. Mit ein paar Bambusstämmen und Reispapier richtet er mit wenigen Handgriffen das Zimmer so ein, dass bequem 12 Personen dort zusammenleben könnten. Allerdings fehlt unseren Kindern im Regelfall die japanische Mentalität. Sie brauche Platz. Nur wie richtet man ein 10 qm Kinderzimmer perfekt ein?
Gemeinsame Sache
Wird das Gitterbettchen ersetzt und bekommt das Kind eine neue Einrichtung im Kinderzimmer, dann sollte man ihm auf jeden Fall Mitspracherecht geben. Klar, dass nicht jede Idee sich umsetzen, oder finanzieren lässt. Allerdings haben Kinder oft unerwartet konkrete Vorstellungen von ihren Zimmern. Und wenn sich die Wünsche umsetzen lassen, wieso sollte man ihnen dann nicht nachkommen? Wir Erwachsenen tendieren dazu, rational zu denken. Wir planen ein funktionales Zimmer, bedenken bei der Wahl der Wandfarbe, einen möglichen Nachmieter und haben einen grundlegend anderen Geschmack, als der Nachwuchs. Warum aber nicht das Zimmer nach den Ideen der Kinder ausstatten und dekorieren? Schließlich müssen sie ja ihre Zeit dort verbringen und nicht wir. Ob man ein Kinderhochbett einfach in die Ecke stellt, oder es zu einem Abenteuerspielplatz ausbaut, kann einen großen Unterschied machen. Nicht zuletzt profitieren die Kinder sehr davon, wenn sie mitreden dürfen.
Kinder an die Macht
Kinder in Entscheidung einzubeziehen, ist eine ausgezeichnete Entscheidung. Ein Bericht der UNICEF aus 2013 zeigt, dass Kinder, die in Familien- und Schulentscheidungen einbezogen wurden, bessere soziale Fähigkeiten entwickeln und ein stärkeres Selbstwertgefühl haben. Das Deutsche Jugendinstitut hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass Kinder, die Entscheidungen mitgestalten, lernen, kritisch zu denken und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem fördert die Mitsprache die Fähigkeit, Emotionen und Verhalten zu regulieren. Ein britisches Forschungsprojekt hat 2009 gezeigt, dass Kinder ihre Eltern als vertrauensvoll und wertschätzend wahrnehmen, wenn sie mit entscheiden dürfen. Zusätzlich reduziert es Familienkonflikte, wenn Kinder und Eltern gemeinsam Entscheidungen trifft. Andere wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass Kinder, die aktiv an der Festlegung von Regeln beteiligt werden, deren Notwendigkeit besser verstehen und sie eher akzeptieren. Sie empfinden Regeln nicht als „von oben“ auferlegt, sondern als gemeinschaftliche Vereinbarung. Das stärkt auch ihr Verständnis für demokratische Werte, die Gerechtigkeit, Respekt und Verantwortung.
Smarte Einrichtung
Nicht nur Hochbetten sind eine Variante, um Platz zu schaffen. Nachdem die Wohnungen nun mal so gebaut werden, wie sie gebaut werden, passen sich auch die Möbelhersteller an die Herausforderungen an. Es ist also nicht wirklich schwierig, ein 10 qm Kinderzimmer, auch ohne japanischen Berater, sinnvoll einzurichten. Bedenkt man dabei die Wünsche der Kinder, dann hat man auch bessere Chancen, dass die Kleinen später ihre Zeit in ihrem Zimmer verbringen und man selbst auch mal einen Raum für sich hat. Als Mutter, oder Vater kann man die Planungsphase dazu nutzen, dem Kind etwas beizubringen. Ganz nebenbei lernt der Nachwuchs etwas für das Leben. Mitspracherecht wirkt sich nachweislich positiv auf die emotionale, soziale, kognitive und moralische Entwicklung von Kindern aus. Es fördert Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen und den Zusammenhalt in Familien. Wichtig ist, dass das Mitspracherecht altersgerecht gestaltet wird und Kinder das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. Ein Kinderzimmer einzurichten, ist eine tolle Gelegenheit, den Kindern Freiraum zu geben. Heben Sie mit ihren Ideen zu sehr ab und man muss auch mal Nein, oder später sagen, dann kann auch das eine wichtige Erfahrung für die Kinder sein und ihnen helfen, Geduld zu lernen.
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