Die Älteste meiner drei Kleinen besucht aktuell die erste Klasse Gymnasium. Die beiden anderen sind jeweils zwei Schulstufen darunter. Sie haben also ein Alter erreicht, in dem sich da und dort neue Interessen entwickeln. Da sind bei der Ältesten vielleicht schon Anzeichen der Pubertät zu erkennen, aber auch die beiden Jüngeren reifen von Tag zu Tag. Das merkt man unter anderem am Medienkonsum. Statt Peppa Wutz und Simone Sommerland laufen auf YouTube jetzt BTS und Blackpink und verschiedene Zusammenstellungen aus lustigen Videos, mit, oder ohne Tiere. Neben dem Kindle Fire haben die beiden Älteren auch ihr eigenes Smartphone. Auf längeren Autofahrten, etwa in unser Wochenendhaus, sitzen sie mit Kopfhörern in der zweiten Reihe und hören Musik. Eine dramatische Entwicklung, bedenkt man, dass sie vor sehr kurzer Zeit eigentlich noch Kleinkinder waren. Sie entwickeln sich mit Riesenschritten zum Teenager. In Unterhaltungen merkt man, dass sich die Gedankengänge verändern und sie über ganz andere Dinge nachdenken, als früher. Die große Gefahr dabei ist allerdings, dass man sie überschätzt. Es ist daher wichtig, auf die Altersfreigaben zu achten. Nicht nur bei Filmen, auch Spiele sind gekennzeichnet. Altersgerechte Spiele müssen eben bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um den Kindern nicht zu schaden.
Reifegrad und Selbstverantwortung
Im Grunde ist man als Vater und Mutter selbst verantwortlich dafür, was man seinem Kind an Unterhaltung anbietet. Ich denke, grundsätzlich, dass meine Älteste wesentlich reifer ist, als es ihrem Alter entsprechen würde. Andererseits weiß ich auch, dass die beiden Jüngeren sich momentan durchaus altersgemäß verhalten. Bei der Wahl der Filme, die die Kinder sehen, bin ich daher bei der Ältesten ein klein wenig toleranter. Auch wenn sie erst im nächsten Jahr das 12. Lebensjahr vollenden wird, darf sie Filme mit FSK-Kennzeichnung 12 sehen. An sich ist es, gemäß Jugendschutzgesetz auch erlaubt, mit Kindern ab 6 Jahren in Vorstellungen von FSK12-Filmen zu gehen. Voraussetzung ist, dass eine Erziehungsberechtigte, oder ein Erziehungsberechtigter das Kind begleitet. Diese Parental Guidance geht davon aus, dass die Eltern in der Lage sind, dem Kind die Vorgänge zu erklären und es mit dem, was es sieht, nicht alleine lassen. FSK betont in der Erklärung der Einstufungen, dass für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren einen positiven Konfliktabschluss benötigen. Für Jüngere ist es wichtig, dass die Szenen in sich geschlossen sind und jeweils zu einem positiven Abschluss kommen. Ab 16 gibt es nur noch wenige Einschränkungen für eine Freigabe. Es muss Gewalt verherrlicht, Sexualität dargestellt, oder sozial schädigende Botschaften vermittelt werden um eine FSK18-Einstufung zu bekommen.
Hoppla
Mir ist klar, dass ich damit sehr dünnes Eis betrete. Die FSK-Freigabe ist für viele Eltern heilig und in manchen Fällen gibt es in den ersten Lebensjahren überhaupt keine Filme. Wir sind hier etwas offener. Wir halten uns an die Freigaben, lassen unsere Kinder nicht alleine Filme konsumieren, die noch nicht für ihr Alter geeignet sind, aber gehen ansonsten sehr locker mit den verschiedenen Medien um. Dass das nicht jeder gut findet, kann ich durchaus nachvollziehen. Ich kenne auch Kinder, denen das offensichtlich schadet. Allerdings ist bei uns der Fernseher kein Lebensmittelpunkt. Unsere Kinder vertreiben sich damit die Zeit, spannen aus und schalten ab. Sobald es Alternativen gibt, interessieren sie sich nicht mehr für den Fernseher. Bieten wir ihnen eine Fahrradtour, eine Runde mit den Rollern, oder einen Spaziergang an, springen sie auf und der Fernseher ist vergessen. Andere Kinder aus unserem Bekanntenkreis sind oft zu faul um rauszugehen und verbringen ihre Freizeit lieber in einer Art Trance vor dem Bildschirm. Das habe ich bei meinen Kindern noch nicht erlebt. Auch in unserem Ferienhaus haben wir keinen Fernseher und niemand hat sich jemals darüber beschwert.
Altersgerechte Spiele
Bei Filmen gibt es also einen nachvollziehbaren Grund für eine Kennzeichnung mit einem Mindestalter. Gewisse Dinge können den Kindern schaden und Fragen aufwerfen, die sie lange beschäftigen. Bei einem Brettspiel sieht das ganz anders aus. Hier gibt es grundsätzlich zwei Gründe für eine Altersbeschränkung. Einerseits sind Kleinteile ein Grund dafür, die Spiele zu kennzeichnen. „Nicht geeignet für Kinder unter 36 Monaten“, oder „Von Kleinkindern fernhalten“ steht dann häufig auf den Kartons. Das heißt aber nur, dass Teile enthalten sind, die verschluckt werden könnten. Auf den Kartons der Spiele finden sich außerdem noch drei weitgehend standardisierte Angaben. Hier steht die Anzahl der Spieler, eine Altersangabe von-bis und eine ungefähre Spieldauer. Manchmal wird auch die Verteilung der Faktoren Glück, Geschick und Strategie angeführt. Diese Altersangabe bezieht sich darauf, ab welchem Alter man üblicherweise die Regeln versteht und das Spiel beherrscht. Auf dem Spielklassiker Scotland Yard wird angegeben, dass 2-6 Spieler im Alter zwischen 8 und 99 Jahren am Spiel teilnehmen können. Die Spieldauer wird am Deckel mit etwa 45 Minuten geschätzt.
Fang Mister X
Wir haben uns Scotland Yard zu einem der letzten Anlässe, ich glaube, es war Weihnachten, neu gekauft. Bisher hatten wir noch keine Gelegenheit, es mit den Kindern zu spielen. Die Jüngste ist dem komplexen Spiel wahrscheinlich noch nicht gewachsen. Man muss Zug für Zug entscheiden, wo Mister X sich versteckt und sich dann mit Taxi, U-Bahn, oder Bus so bewegen, dass Mister X keine Möglichkeit mehr hat, zu entkommen. Dazu muss man strategisch vorgehen, sich absprechen und jeden Schritt dokumentieren. Die Komplexität ist wohl zu hoch für Kinder unter 8 Jahren. Wahrscheinlich haben sie daran auch keinen Spaß. Die Altersangabe auf den Spielen bezieht sich also darauf, dass man erst ab dem angegebenen Alter wirklich Spaß an dem Spiel hat und es richtig spielen kann. Aber das ist nicht bei allen Spielen so. Tatsächlich gibt es auch Spiele, die aufgrund ihres Inhalts nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet sind. Eines davon ist Game Workshop Warhammer. Ein sogenannte Tabletop Spiel, das eine große Fangemeinde hat. Es geht dabei um allerhand Fantasiewesen, die auf einem realistisch gestalteten Schlachtfeld am Tisch bewegt werden und blutige Schlachten schlagen.
Warhammer
Ich habe mich einmal mit dem Spiel Warhammer etwas auseinandergesetzt. Es gibt eigene Foren, die sich nur mit dem Spiel beschäftigen und in dem Spieler sich austauschen. Insgesamt gibt es eine breite Community. In diesen Foren gibt es mehrere Threads rund um das Thema Altersfreigabe. Grundsätzlich gibt es m Spiel Warhammer drei Elemente, die wichtig sind. Die Figuren werden von den Spielern selbst zusammengebaut und bemalt. Man kann sie mit Knetmasse ausschmücken und für die eigene Armee ein eigenes Farbschema erfinden und umsetzen. Viele Spieler nutzen auch 3D-Drucker, um Figuren zu drucken. Außerdem wird das Spiel- oder eigentlich Schlachtfeld liebevoll gestaltet. Es gibt also einen handwerklichen Teil, bei dem ähnlich wie beim Modellbau, oder früher beim Bemalen von Zinnsoldaten, kleine Armeen und auch Landschaften entstehen. Dann gibt es das Element der Hintergrundinformationen. Es gibt verschiedene Fantasiewesen, die alle eine eigene Geschichte haben. Diese Geschichten und die Beschreibung von Lebensweise und Verhalten der Geschöpfe ist oft grausam und blutrünstig. Und dann gibt es das Spiel selbst.
Tabletop
Wer alte Filme gesehen hat, in denen Generäle rund um einen Tisch mit Miniaturen der Einheiten standen, und sie verschoben, der hat eine recht gute Vorstellung davon, wie ein Tabletop -Spiel abläuft. Man einigt sich auf einen Punktewert, den die jeweilige Armee haben darf und stellt sie dann zusammen. Jede Figur und jede Ausstattung hat einen Punktewert, der zusammen den festgelegten Wert nicht übersteigen darf. Danach werden Runde für Rund verschiedene Phasen gespielt. Die Einheiten werden bewegt, greifen an, verteidigen sich usw.. Jede Figur hat ein Datenblatt, in das immer wieder die Treffer eingetragen werden. Es wird also viel gewürfelt und geschrieben. Das Spielfeld ist zumindest 1 Meter breit und bei großen Armeen mindestens 2 Meter lang. Es wird also ziemlich viel Aufwand betrieben. Aufwand, den man mit einer digitalen Variante nicht hätte. Allerdings ist es wahrscheinlich genau das, was den Reiz des Spiels ausmacht.
Kindgerecht
Ob Spiele wie Warhammer für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet sind, ist mir nicht ganz klar. Gut, es ist natürlich keine gute Idee, kleinen Kindern unzensiert und detailreich Mord und Totschlag zu schildern. Aber kleine Figuren über einen Tisch zu schieben, zu würfeln und sie dann vom Tisch zu nehmen, ist wohl kein großes Problem. Klar sehen manche Figuren doch etwas zum Fürchten aus, aber die könnte man ja vielleicht weglassen. Dass eine Figur eine andere schlägt, ist ja nicht unüblich in Spielen. Von Mensch ärgere Dich nicht über Halma bis Schach ist das das Spielkonzept. Bei jedem Kartenspiel werden Karten gestochen. Geht es nicht in vielen Spielen um Auseinandersetzung und dem Triumph von starken, oder glücklicheren über schwächere, die Pech hatten?
Einladung zur Blogparade
Weil sich diese Frage nicht so leicht beantworten lässt, möchte ich gerne Euch dazu um Eure Meinung fragen. Daher veranstalte ich eine Blogparade zum Thema „Altersgerechte Spiele und andere Unterhaltung“. Welche Strategie habt Ihr, wenn es um FSK-Kennzeichnung geht. Wie lange dürfen Eure Kinder fernsehen und surfen. Wie kontrolliert ihr den Medienkonsum der Kinder. Würdet Ihr mit Euren Kindern Warhammer spielen, oder spielt ihr vielleicht sogar regelmäßig solche Tabletop-Spiele? Und die wahrscheinlich wichtigste Frage: Warum handhabt ihr das so? Welche Gedanken habt ihr, wovor wollt Ihr Eure Kinder beschützen und wie werdet Ihr die Unterhaltung der Kinder gestalten, wenn sie älter werden.
Bei dieser Blogparade sind alle Blogbetreiber herzlich eingeladen, einen Artikel zum Thema „Altersgeserechte Spiele und andere Unterhaltung“ zu verfassen. Damit Ihr ausreichend Zeit habt, Eure Artikel zu schreiben, läuft die Blogparade bis zum 30.09.2022. Bitte setzt ein Kommentar mit einem Link auf Euren Text unter diesen Beitrag, sobald Euer Beitrag online ist. In Eurem Beitrag bitte einen Link zu meinem Artikel setzen. Hier werden alle Eure Gedanken gesammelt. Wenn ausreichend TeilnehmerInnen sich beteiligen, werde ich nach Abschluss der Blogparade einen Artikel mit einer Zusammenfassung schreiben, in dem ich nochmal alle Eure Beiträge verlinke. Ich freue mich auf Deine Gedanken zu diesem wichtigen Thema!
Hallo Andrea,
was für eine spannende Blogparade. Ich würde eher zum Thema Videos statt Spiele schreiben — darf ich trotzdem teilnehmen?
Herzliche Grüße,
Katharina
Hallo,
Klar, ich freue mich über jeden Beitrag 😉