Früher, oder später beginnen die Kinder auf Ihr Aussehen zu achten. Meine Älteste, mit fünfeinhalb Jahren, steht schon lange und ausgiebig vor dem Spiegel und hat sehr konkrete Vorstellungen davon, was sie am nächsten Tag tragen möchte. Auch ihr Bruder, dreidreiviertel Jahre alt, hat aber schon ein ausgeprägtes Modebewußtsein. Schwierig wird das Ganze dann, wenn Marken ins Spiel kommen und die auserwählten Teile für teures Geld erworben werden müssen.
Früher war Alles besser
Ob es besser war, sein einmal dahingestellt. Auf jeden Fall war es günstiger. Irgendwann in den 80ern sind die meisten Marken erst aufgekommen. Auch wenn man besser, oder schlechter angezogen sein konnte, so war das damals noch nicht davon abhängig, welches Logo auf dem Leibchen aufgedruckt war. Heute ist es tatsächlich so, dass sich viele Menschen daran orientieren, wer der Hersteller eines Kleidungsstückes ist. Dabei werden die Textilien doch alle weit entfernt irgendwo in Asien unter schlechtesten Bedingungen hergestellt. Ob die ausgebeuteten Arbeiter dann drei Streifen, oder sonst was auf den Sweater bügeln, sagt noch nicht viel über die Qualität aus.
Nachbauten
Es ist daher in vielen Fällen Gang und Gebe, Markenartikel nachzumachen. Bei Mode ist das nicht unüblich. Bei Uhren gibt es wunderschöne Replica Uhren, die den Originalen optisch in nichts nachstehen. Der Fachmann sieht natürlich einen Unterschied und auch das Uhrwerk ist nicht dasselbe, wie in einer 10.000€-Uhr, aber ansonsten können Replica Uhren schön und preiswert sein. Man kann die Uhrzeit auch ablesen, wie beim Original. Genauso kann es auch bei Mode sein. Ob die Hose, oder das Leibchen ein Logo auf dem Etikett hat, oder nicht, muss nicht immer über die Qualität etwas aussagen. Auch Hosen vom Discounter können eine tolle Qualität haben.
Gruppenzwang
Sind die Kinder in der Schule geht es erst richtig los, mit dem Markenwahn. Ich verstehe den Mechanismus dahinter nicht so ganz. Die Kinder erzählen sich ja wohl schlecht gegenseitig, dass man Marken tragen soll. Innerhalb kürzester Zeit wird aber klar, dass das Kind sich sehr stark an anderen orientiert. Was trägt ein Freund, eine Freundin? Welche „Uniform“ trägt eine Clique, in der man gerne dabei wäre? So entsteht ein Markenbewußtsein und die Kinder beginnen damit, Werte mit den Marken zu assoziieren. Die coolen Kinder tragen coole Klamotten. Wie das Ganze aber beginnt, ist mir nicht klar. Wie passiert es, dass ein Kind, das preiswerte Kleidung trägt, weniger akzeptiert wird, als solche, die sich teure Markenwäsche leisten können.
ausgelieferte Menschheit
Das ist wohl eines der Wohlstandprobleme, die wir uns selbst gemacht haben. Die Eltern definieren sich über ihr Outfit. Es geht darum welches Auto man fährt, welche Uhr man trägt, woher die Brille stammt, wie die Frisur sitzt, was die Schuhe gekostet haben und noch vieles mehr. Man trägt etwas zur Schau. Wer Geld hat, der zeigt das gerne. Man könnte sich ganz einfach auch einen 500€-Schein ins Knopfloch stecken, oder seinen Kontostand auf T-Shirts drucken. Das tut aber niemand. Wohl auch, weil viele keinen 500€-Schein haben und ihr Kontostand wenig beeindruckend ist. Hinter einem Marken-Outfit kann man sich aber ausgezeichnet verstecken und ein statement abgeben. Davon leben ganze Konzerne.
Replica Uhren
Replica Uhren sind das beste Beispiel. Man bekommt dasselbe Erlebnis für einen Bruchteil der Kosten. Ja, die Leistung des Designers ist natürlich zu würdigen und ja, die Materialien sind hochwertiger und besser, aber am Ende zeigt die Orginal Uhr die selbe Zeit und sieht genauso aus. Bei der Kleidung ist das nicht anders. Günstige, oder gebrauchte Kleidung kann dasselbe, wie teure Markenkleidung. Jeder von uns hat zu Hause das Zauber-T-Shirt. Da Teil, das seit zehn Jahren und drei Schwangerschaften noch immer aussieht, wie frisch aus dem Laden. Dieses Teil kann von einem Markenhersteller sein, oder auch nicht. Einen solchen Glücksgriff kann jeder Hersteller einmal haben. In beiden Segmenten, dem Marken- und dem No-Name-Segment gibt es aber auch Stücke, die nach dem dritten Waschgang komplett Form und Farbe vergessen und designtechnisch ihre eigenen Wege gehen.
Nicht Marken-, sonder Stylebewusst
Mir ist es wichtig, dass meine Kinder gut aussehen. Die Kleidung, die sie tragen, ist modisch, makellos und praktisch. Sie sehen gut aus. Zumindest finde ich das. Auch wenn es mal ein Markenteil ist, dann war das ein Schnäppchen. Bei zwei vergleichbaren Angeboten nehme ich das günstigere. Auch gebrauchte Kleidung bekommen meine Kinder. Entweder von Freundinnen und Bekannten, oder auch gebraucht gekauft. Achtet man auf die Qualität und den Zustand, dann spricht nichts dagegen und gebrauchte Wäsche ist auch gesünder, als völlig neue.
Wenn meine Kinder in das Alter kommen in dem es nicht mehr um die Entscheidung zwischen Pony und Prinzessin, oder Feuerwehrauto und Dinosaurier geht, sondern um Marke, oder nicht, dann wird es bei uns wohl viele Diskussionen geben. Wir kaufen gerne auch im Outlet ein, aber auch hier gilt, dass in erster Linie Kosten-Nutzen zählen. Ist die Qualität nicht überzeugend und/oder der Preis nicht in Ordnung, dann wird das Stück nicht gekauft. Ich bin schon gespannt, auf die Argumente meiner Kinder 😉
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