Einen Blog zu betreiben bedeutet immer, etwas mit anderen zu teilen. Die Autorin verfasst Texte und die Leserinnen lesen sie. So entscheidet man als Bloggerin immer darüber, was man erzählt. Schreibt man, so wie ich, aber ein Familien-, ein Mama-, oder ein Elternblog, dann ist der Inhalt der Blogbeiträge der Inhalt des eigenen Lebens. Was von meinem Leben möchte ich aber mit anonymen Leserinnen und Lesern teilen und was nicht? Wo zieht man die Grenze?
Freizügige Blogger
Immer wieder, wenn ich in anderen Familienblogs lese, dann achte ich ganz automatisch darauf, was die Autorin, oder der Autor alles verrät. Oft werden Codenamen für die Kinder verwendet, andere schreiben den Namen des Kindes ganz selbstverständlich in ihre Beiträge. Genauso unterschiedlich wird mit Fotos umgegangen. Während die meisten Blogbetreiberinnen sehr vorsichtig sind, ihre Kinder nur von hinten zeigen, oder so fotografieren, dass das Gesicht nicht zu sehen ist, zeigen andere ganz deutliche Fotos Ihrer Kinder.
Priorität Privatsphäre
Ich achte deswegen so genau auf die Art und Weise, wie andere mit diesem Thema umgehen, weil es mir selbst sehr wichtig ist. Es steht jedem frei, sich selbst und sein Leben im Internet offenzulegen. Jeder darf seine detaillierte Biografie veröffentlichen und allerhand Fotos ergänzen, wenn sie, oder er es für richtig hält. Ich persönlich halte das für absolut falsch, daher gibt es in meinem Blog kein Foto, das mich zeigt. Nicht, dass ich mich vor Groupies fürchten müsste, oder Angst habe, beim Shoppen Selfies und Autogramme geben zu müssen. Ich möchte einfach nur eine gesunde Distanz zwischen meinen Lesern und mir wahren.
Grenzen ziehen
Es gibt Beiträge in meinem Blog, die so nicht geplant waren. Die Texte entwickeln sich während der Erstellung und oft lasse ich Einblicke in meine Gefühlswelt zu, beschreibe die Beziehung zu meinen Kindern, oder Wünsche und Sehnsüchte. Wer regelmäßig in meinem Blog liest, lernt mich kennen. Stück für Stück verrate ich Dinge über mich, die ich niemals alle gleichzeitig einem Fremden preisgeben würde. Aus meinen Beiträgen kann man aber ein sehr genaues Bild von mir zusammensetzen.
Letzte Bastion
Obwohl ich so tiefe Einblicke in mein Leben zulasse, möchte ich nicht, dass auch Bilder von mir verfügbar sind. Mit meinem Blog stelle ich mich ins Schaufenster. Jeder darf vorbeikommen, meine liebevoll gestalteten Beiträge kurz ansehen und weitersurfen, oder Minuten damit verbringen, meinen Gedanken zu folgen. Ob das, was ich schreibe geschätzt wird und ob es etwas beim Leser auslöst, das kann ich nicht sagen. Die Leserschaft ist anonym und die wenigsten lassen sich zu einem Kommentar hinreißen. Aber auch wenn ich vielen Menschen die Möglichkeit gebe, an meinem Innerstes teilzuhaben, so fühle ich mich nicht wohl damit, ein Foto von mir öffentlich zugänglich zu machen und es mit meinem Namen, meiner Adresse und vielen Informationen zu mir zu verbinden.
Kinder schützen
Auch wenn der Erwachsene alle Möglichkeiten, sich öffentlich zu präsentieren, nutzen kann, so gibt es ganz klare Regeln dazu, wie man mit Bildern von anderen und mit Informationen über andere, umgehen muss. Ein Bild einer Person online zu stellen, die ich dazu nicht explizit um Erlaubnis gefragt habe, ist ein absolutes no go! Ein Kind ist sicherlich nicht in der Lage, mir eine Genehmigung für die Veröffentlichung zu geben. Obwohl ich viele Dinge für das Kind entscheiden muss, oder eigentlich darf, sollte man mit anderen, weitreichenden Entscheidungen entweder abwarten, bis das Kind es selbst entscheiden kann, oder sich dagegen entscheiden. Als Mutter muss ich mich mit dem Schutz meiner Kinder auseinandersetzen. Dazu gehört auch, dass ich die Privatsphäre des Kindes schütze.
Jugendsünden
Kinder sind grausam. Kommen die eigenen Kleinen nach ein paar Jahren in die Schule, dann beginnen sie sich und ihre Sichtweise zu verändern. Die meisten finden es dann wohl nicht mehr so cool, dass jede Menge Fotos von Ihnen mit und ohne Windel im Internet verfügbar sind. Findet sich dazu auch noch der vollständige Name auf der Seite, dann spuckt Google die Fotos gnadenlos als Ergebnis aus, wenn man den Namen des Kindes sucht. Nett, solange das Kind noch ein Kleinkind ist und nicht in der Hackordnung einer Gruppe Heranwachsender seinen Platz finden muss. Schaue ich mir manchen Youtube-Channel an, in dem sich Vater, Mutter und Kind für Klicks zum Affen machen, dann sehe ich es schon vor Augen, wie die Kinder während und nach der Pubertät Ihren Eltern Vorhaltungen machen.
Weiterdenken
Es lohnt sich, wenn man sich vor der Veröffentlichung eines Bildes die Frage stellt, wie ein Klassenkamerad des abgebildeten Kindes in zehn, oder mehr Jahren es beurteilen wird. Wird er dem eigenen Sprössling dann wohl anerkennend auf die Schulter klopfen, oder steht zu befürchten, dass Fotos, Videos und Anekdoten im Klassenverbund die Runde machen und das eigene Kind zum Mobbing-Opfer wird.
Das Internet vergisst nicht und auch wenn man ein Bild aus dem Netz nimmt, ist es nach wie vor im Cache von Google verfügbar. Wer suchet, der findet, auch wenn der Inhalt eigentlich schon gelöscht ist.
Meine Grenze
Meine Grenze verläuft klar, deutlich und hart. Es gibt bei mir keine Bilder von meiner Familie und mir. Wir machen hunderte Fotos unserer Kinder, aber ich möchte selbst entscheiden, wer sie sieht. Keines davon ist geeignet, es der ganzen Welt zu zeigen. Wenn später einmal ein Personalchef die Bewerbungsunterlagen meines Kindes vorliegen hat und dazu ein paar simple Internetrecherchen macht um seinen Eindruck abzurunden, dann wird er nichts finden. Vielleicht findet er ja im Facebook Profil meines Kindes alles, was er braucht um Freizeitgestaltung, Freundeskreis und allerhand andere Fakten herauszufinden, aber das ist ein anderes Problem um das ich mich bei Zeiten kümmern werde. Genauso wenig, wie ich mein Kind mit vier Jahren tätowieren lassen würde, würde ich ein Bild von ihm ins Internet stellen.
Tüt und Co.
Mein Mann und ich haben einmal, mit der Ältesten meiner drei Kleinen zwei Videos gemacht, in denen sie plappert und singt. Weil wir sie mit der Verwandtschaft teilen wollten, haben wir sie auf Youtube gestellt. Das würde ich heute nicht mehr machen. Auch wenn die Videos sicher unproblematisch sind, würde ich heute andere Wege suchen, sie mit Freunden und Verwandten zu teilen.
Das Einzige, was ich in meinem Blog jemals preisgegeben habe ist der Spitzname meiner jüngsten Tochter. Tüt wird sie manchmal gerufen. Wie wir die anderen beiden rufen, geschweige denn wie sie wirklich heißen ist mein kleines Geheimnis. Es reicht, dass jeder der es wissen möchte, nachlesen kann, wenn meine Kinder krank sind und wie ich damit umgehe. Mein Leben ist mein Leben und mein Blog ist mein Blog. Ich entscheide darüber was ich schreibe und welche Bilder ich veröffentliche.
Gut leben
Ich komme mit dieser Regel sehr gut zurecht. Ich blogge über mein Leben, aber ich weiß, wann es zu intim wird. Vieles von dem was mich bewegt, wird niemals den Weg auf kinderalltag.de finden! Den Rest teile ich sehr gerne mit Euch. Mein Leben, mein Blog, also auch meine Regeln und meine Grenzen!
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