Es gibt schon tolle Momente im Leben mit kleinen Kindern. Das erste mal, wenn sie sich umdrehen, das erste mal, wenn sie Mama sagen, das erste mal, wenn sie durchschlafen. Generell ist fast jedes erste mal etwas besonderes. Schön ist es aber nicht immer, wenn etwas das erste mal passiert. Neulich auf einer kleinen Wanderung hat mein Sohn uns ganz plötzlich mit Durchfall überrascht. Das erste mal, aber definitiv nichts, was ich im Babybuch mit Datum und Foto festhalte.
Die Unruhe vor dem Sturm
Ja, ich hätte es wissen können. Mein Sohn sendet deutliche Signale, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Er hat die letzte Nacht sehr unruhig geschlafen und die letzten Tage war er unausstehlicher, als sonst. Aber statt alarmiert zu sein, waren mein Mann und ich genervt von seinem Verhalten. Heute hat sich gezeigt, was die Ursache für die Unruhe war.
Kinderprogramm
Wir sind momentan auf Urlaub auf dem Bauernhof und hatten das Pech, dass er die ersten beiden Tage geregnet hat. Immer eine Herausforderung, weil indoor-Ausflugsziele sind rar. Statt dessen sind wir einfach ein wenig durch den Regen gelaufen und sind in der Hütte unseres Vertrauens eben drinnen gesessen. Heute war der erste wunderbar schöne Tag und natürlich haben wir sofort ein Highlight setzen wollen. Es gibt gleich hinter Schladming in Rohrmoos einen ganz tollen Märchenweg.
Märchenhafte Motivation
Das tolle an so einem Märchenweg ist, dass man ganz nebenbei eine kleine Wanderung macht. Der Hauptteil der Beschäftigung ist es, sich von Märchen zu Märchen vorzuarbeiten. Dabei stehen eigentlich die Märchen gar nicht so im Mittelpunkt, sondern mal bewegt sich von Spielplatz zu Spielplatz. Statt dem üblichen „Ich kann nicht mehr“, oder „meine Füße tun weh“ sprinten die Kinder von einer Station zur nächsten. Meistens kann man die nächste Attraktion schon sehen und so laufen die Kleinen mit ungewohntem Elan durch Wald und Wiesen, dass es nur so eine Freude ist.
schwache Leistung
Keine Ahnung, wieviele Stationen es dort genau gibt, aber wir haben es heute bis zur Nummer zwei geschafft! Begonnen hat es damit, dass mein Sohn nach etwa 100 Metern reklamiert hat, dass er auf die Toilette müsse. Also zurück und frech in das noble Hotel, bei dem der Märchenweg beginnt und den Junior am marmorverkleideten Edeltopf platziert. Viel heiße Luft, aber vorerst nur mal ein bisschen Pipi. Guter Dinge also wieder an der Rezeption vorbei raus auf den Märchenweg und losmarschiert. Die erste Station ist etwa 300 Meter nach dem Startpunkt, der mit zwei Schildern mit Zwergen markiert ist.
Seilbahn ging noch
Dort gibt es, nach einem kleinen Hügel, eine Seilbahn an der man im Schneckentempo, auf dem typischen Gummiteller sitzend entlangfahren kann. Toll und sehr kindersicher. Die Geschwindigkeit lässt auch ängstliche Mütter entspannt zusehen und die Kinder hatten Spaß. Nach jeweils fünf bis zehn Fahrten sind wir weitergegangen. Nächster Halt ist Rapunzel. Ein kleiner Holzturm am Hang mit einer schrägen Kletterwand und einer flotten Rutsche, die aber durch eine sanfte Biegung, bei der man mit den Füßen zwangsläufig an der Seitenwand bremst, entschärft ist. Auch sehr angenehm und auch für Eltern geeignet, die Ihre Kinder nicht gerne an riskanten Spielgeräten spielen lassen.
Startschuss
So, da nach einer Rutsche ist es dann das erste mal passiert. Mein Sohn musste mal. Also ab in den Wald und in der Schranzhocke die Bäume düngen. Wenn demnächst das Wachstum der Fichten in dem Waldstück deutlich zunimmt, dann wundert mich das nicht, so wie der Kleine gedüngt hat. Erst noch alles in festen Händen, gegen Ende dann aber schon wenig formbeständig. Trotzdem waren wir beide zufrieden. Er war offensichtlich fertig und erleichtert, ich habe diese nicht ganz alltägliche Situation bravorös und ohne Kollateralschäden an seiner, oder meiner Kleidung gemeistert. Schlechtes Gewissen erschien mir auch unangebracht. Angesichts dessen, was so eine Kuh mehrmals täglich mit einem halben Quadtratmeter Wiese anstellt hat mein Sohn noch reichlich dicke Luft nach oben. Das bisschen wird schon nicht auffallen zwischen den Kuhfladen und ist sicher auch biologisch abbaubar.
Die Nachhut
Allerdings war das Vergnügen zurück auf der schnellen Rutsche nur ein kurzes. Nach weniger als einer Minute brach er in Tränen aus. Der Grund war dickflüssig und braun und ihm dummerweise beim Aufstieg zur Rutsche unwillkürlch entkommen. Durchfall erster Güte, für einen kleinen Jungen, der erst seit zwei Monaten keine Windel mehr trägt, eine unlösbare Aufgabe. Also hatte ich neuerlich Gelegenheit mich als Mutter zu beweisen. Und da darf ich stolz sein. Nicht nur, dass ich ausreichend und geeignete Ersatzwäsche eingepackt hatte, hatte ich auch noch Windeln, eine Wickelauflage und natürlich Feuchttücher dabei. Gut, das Wickelzeug eigentlich von der kleinen Schwester, aber doch toll, dass ich es so mitten im Wald zu Hand hatte um dem fiesen Durchfall zu begegnen.
Freilufteinsatz
Nach dem beeindruckenden Stuhlganz im Wald folgte also noch eine Auszieh-, Saubermach- und neu Einkleidesession. Wir waren immer noch im Wald und es ist mir, mit der Hilfe meines Mannes gelungen meinen Sohn unbeschadet aus dem stark mitgenommenen Beinkleid zu bekommen, annehmbare hygienische und olfaktorische Zustände herzustellen und eine Sicherheitswindel anzulegen, bevor ich ihn in neue Bekleidung gepackt habe. Der Durchfall hat ihn noch ein einziges mal heimgesucht, als wir zu Hause waren. Danach wurde er ordnungsgemäß geduscht und der Durchfall ein für alle mal mit einer Kohletablette beendet. Abends hat er mit viel Appetit seine Suppe gegessen und scheint wieder fit zu sein.
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