Wir leben schon in einer spannenden Welt. Unsere Gerneration hat eine unbeschreibliche Entwicklung miterlebt und auch die jüngeren unter uns sind nicht zwingend mit der Technologie aufgewachsen, mit der wir heute leben. Jede Zeit hat ihre Entwicklungen und schon oft gab es technische Revolutionen im Leben. Bei kaum einer vorangegangenen Generation war aber der Unterschied zwischen der Kindheit der Eltern und der der Kinder so unterschiedlich. Internet und Smartphones machen die Diskussion um den digital detox heute nötig!
Generation Touchscreen
Hätte man mir mit 5 Jahren ein Tablet, oder ein Smartphone vor die Nase gehalten, ich hätte es für Zauberei gehalten. Genauso verwundert wäre ich, wenn ich einen Flachbildschirm, oder gar einen Computer gesehen hätte. Ich liebe mein Smartphone und habe erst letztens einen Artikel zu dem Thema geschrieben, aber der Segen der permanenten Verbindung zur Welt kann auch zum Fluch werden. Heute möchte ich mit meinem Beitrag bei der Blogparade von Neele, zu der Sie auf Ihrem Blog fiffibene aufruft, teilnehmen. Digital detox ist das Thema und ich muss ehrlich zugeben, ich wusste bis gerade eben nicht einmal, dass es soetwas gibt!
zu viel?
Unser Leben ist durch und durch elektronisch. Meine Kinder wachsen mit Youtube, Amazon Kindle und Smartphone aus. Meine Zweijährige kann souverän am Touchscreen navigieren und meine Fünfjährige kann mit der Maus umgehen. Die Kinder wachsen mit dieser Technologie auf. Während meine Generation das Internet in diesem Alter noch nicht kannte und Mobiltelefone noch nicht erfunden waren, hat man heute beides schon in sehr jungen Jahren in der Hosentasche. In meiner Jugend unvorstellbar einen PC zu Hause zu haben. Völlige Science Fiction mit einem Computer das Wissen der Menschheit aus dem Wohnzimmer aus abzurufen und vor ein paar Jahren noch absolut undenkbar, dass so etwas großes, wie das Internet, in so etwas kleines, wie ein Smartphone passen könnte. Der Mensch ist ein Wunder der Anpassungsfähigkeit und ist als Spezies deswegen sicher auch so erfolgreich. Unsere Psyche kann aber mit dieser Entwicklung unter Umständen nicht mithalten.
Brief- und Rohrpost
Wann hast Du den letzten Brief bekommen? Einen echten handgeschriebenen, mit angeleckter Briefmarke, der nach einem, oder zwei Tagen im Briefkasten gelandet ist. Ich kann mich nicht erinnern. Wer schreibt denn heutzutage noch Briefe? Früher war das so. Wollte man jemanden etwas mitteilen, dann hat man ihn angerufen, oder einen Brief geschrieben. Wollte man jemanden treffen, dann hat man sich Ort und Uhrzeit ausgemacht und dort einfach gewartet. Im Büro hat man mit Faxen, per Rohrpost, oder am Telefon kommuniziert.
Heute schreibt man ein Mail, ein SMS, eine Whats App-Nachricht, oder chattet. Information und Kommunikation passiert innerhalb von Sekunden. Mit einem Klick kann man hundert und mehr Personen erreichen und eingehende E-Mail können mit wenigen Handgriffen weitergeleitet, oder beantwortet werden. Die Durchlaufzeit eines Vorgangs ist einfach exponentiell kürzer, als sie das noch vor ein paar Jahren war.
Durchlaufzeiten
Früher hat man sich mit Stift und Papier zum Schreibtisch gesetzt, hat die Information zu Papier gebracht, das ganze in ein Kuvert gesteckt, adressiert und zur Post gebracht. Nach frühestens dreissig Minuten war die Nachricht unterwegs. Dann hat es, je nach Destination einen, oder zwei Tage gebraucht bis sie angekommen ist. Der Empfänger hat einen kleinen Stapel Briefe aus dem Postfach geholt und einen nach dem anderen geöffnet und sich Zeit genommen ihn zu lesen. Gegebenfalls hat er dann selbst einen Brief geschrieben. Die Antwort war dann nach zwei bis vier Tagen da. Und stell Dir vor: Diese Zeit hatte man damals!
Heute möchte man sich mitteilen und tut das. In der Sekunde. Mit dem Smartphone wird eine Nachricht getippt und schon vibriert am anderen Ende der Leitung ein anderes Smartphone. Wenn ich nicht innerhalb von Minuten, oder längstens einer Stunde eine Antwort bekomme, dann mache ich mir Sorgen.
Schlagzahl am Limit
Das Problem, das damit einhergeht ist, dass man mit Informationen und Nachrichten überflutet wird. Früher hat man zwischen Uhrzeit A und Uhrzeit B Nachrichten geguckt. Heute von 0:00 bis 23:59h. Früher hat man sich für jede Nachricht Zeit genommen, sich gefreut, aufmerksam gelesen, nachgedacht und zu gegebener Zeit eine Antwort verfasst. Danach hat man sich der nächsten Nachricht angenommen. Heute öffnet man den Posteingang am PC und ist erschlagen von Spam, Systemnachrichten und verschiedenen E-Mails von Freundinnen und Verwandten. Dazu blinkt Facebook und neben der Tastatur liegt das Smartphone und ist auf Empfang. Man ist immer erreichbar und man wird auch 24 Stunden täglich erreicht. Die einzelne Nachricht verliert an Wert und man arbeitet einfach nur daran, alles abzuarbeiten. Im Büro ist das schon lange so, aber auch privat zieht diese Arbeitsweise immer mehr seine Kreise. Rasch alles abfertigen und meist während man eine Nachricht liest kommt schon die nächste und lenkt von der ersten ab.
Hohe Latte
Diese Entwicklung macht mir große Sorgen. Sorgen, weil ich privat mich bereits davon beeinträchtigt sehe, weil mein Mann beruflich jeden Tag jammert, dass er mehr E-Mails bekommt, als er erledigen kann und auch deswegen, weil ich meine Kinder auf diese Welt vorbereiten muss.
Man erwartet von sich und allen anderen ja auch, dass eine Nachricht beantwortet wird. Wer ein E-Mail bekommt, der muss sich damit auseinandersetzen. Man kann es ignorieren, aber auch wenn es einen selbst nicht betrifft hat man die Verpflichtung zu reagieren. Auf jeden Eingang zeitnah zu reagieren wird vorausgesetzt. Das Thema der Blogparade, der digital detox, ist eine Strategie um der digitalen Informationsflut einmal zu enkommen. Man setzt Smartphone und Internet einfach für ein paar Tage ab und auch wenn man Entzugserscheinungen bekommt soll das helfen, wieder einmal durchzuatmen. Das analoge Leben soll helfen zur Ruhe zu kommen und die Belastung loszuwerden.
digital detox
Ich finde die Grundidee nicht schlecht. Zeit für sich, Auszeit nehmen. Das ist eigentlich so, wie damals, als man Anfang der 1990er in Urlaub gefahren ist. Das Festnetztelefon ist zu Hause geblieben und Du warst nicht erreichbar. Das war selbstverständlich.
Heute ist es selbstverständlich auch im Urlaub seine Mails zu checken. Jeder muss sich um seine Aufgaben kümmern und einschreiten, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Dass man so nicht ganz abschalten kann, ist klar. Die Art und Weise, wie der digital detox gedacht ist, finde ich aber nicht ideal. Man soll sich ein paar Tage wirklich komplett offline nehmen, nicht ins Internet und nicht in den Posteingang schauen. Das finde ich zu radikal.
daily detox
Meine Überlegung zu dem Thema ist, dass man sich bewußte Auszeiten nimmt. Es muss nicht eine Woche, oder mehr sein, aber z.B. das Smartphone zu Hause einfach mal abzuschalten, oder Tablet und PC abgeschalten zu lassen kann schon einmal entspannen. Es gilt Rituale zu durchbrechen, die ein Stück weit ausdrücken, dass wir süchtig, oder gefangen sind. Einfach mal das eigene Verhalten kritisch unter die Lupe nehmen. Muss das Smartphone immer, auch beim Fernsehen, Schlafen, oder Kochen griffbereit sein? Muss man auf jedes Piepen sofort hektisch reagieren und checken, was es Neues gibt? Regelmäßige Zeitfenster lassen sich sicher leicht umsetzen. Wenn es Anfangs noch ein unangenehmes Gefühl ist offline zu sein, so werden wir sicher lernen, dass das einfach so ist. Setz auf Deinem W-Lan-Router zu Hause einfach ein Zeitfenster, wann das Internet verfügbar ist. Oder schalte ihn einfach ab. So ist sichergestellt, dass niemand im Haushalt eine Möglichkeit findet, doch seine Mails zu checken.
Vorbild und Erziehung
Nicht zu unterschätzen ist sicher der neue und heute notwendige Erziehungsinhalt. Wir müssen unsere Kinder erziehen mit den Medien, die immer zur Verfügung stehen, verantwortungsbewußt umzugehen. Ein E-Mail, das einmal ein paar Stunden liegt, bevor man es liest ist kein Weltuntergang. Die Kinder sollten von uns lernen, dass das Zusammenleben in der Familie nicht so ablaufen darf, dass jeder auf sein Display starrt und man sich gegenseitig Neuigkeiten, oder Nachrichten vorliest, wenn man überhaupt miteinander redet. Das Handy darf auch mal zu Hause bleiben, wenn man mit den Kindern spazieren geht. Eine gesunde Einstellung zu Erreichbarkeit und Abruf von Informationen muss von den Eltern vorgelebt und vorgegeben werden, damit unsere Kinder nicht einmal unter der selbst aufgebürdeten Last, alles sofort aufzunehmen und zu verarbeiten, zerbrechen!
Liebe Andrea, ein sehr, sehr schöner Beitrag!!! Ich sehe es genauso wie du – zwar habe ich mir tatsächlich eine paar Tage off am Stück genommen, es geht aber vielmehr um das Einbauen kleiner Off-Zeiten, wie du es so schön sagst. Das kann jeder und jeder würde davon profitieren. Außerdem werde ich demnächst mal wieder einen Brief schreiben: in Ruhe und mit Genuss.
Ganz liebe Grüße
Wilma & Neele
Hallo Neele!
Danke für das spannende Thema Deiner Blogparade. Ich finde es immer wieder toll, wie ich mit solchen Denkanstößen wichtige Themen ins Bewußtsein rücke.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea, sehr, sehr gern. Schau mal, hier ist mein Round Up Post zur Blogparade: http://fiffibene.de/round-up-digital-detox-hunde-sind-die-ultimativen-detoxer/