Ich habe am Wochenende einen Artikel in der FAZ gelesen in dem Martina Leibovici-Mühlberger interviewt wurde. Ihrer Meinung nach machen die Eltern heutzutage ihren Job nicht und ein Großteil der Kinder ist daher verhaltensauffällig. Machen wir wirklich alles falsch und was sollten wir ändern?
Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger
Die österreichische Autorin, die in diesem Interview von der FAZ befragt wird ist eine vierfache Mutter, Ärztin für Psychosomatik, Gynäkologin, Psychotherapeutin und Leiterin der ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH.
Nachdem mich die direkte Art und Weise in der Dr. Leibovici-Mühlberger in dem Interview Eltern und mangelhafte, bzw. falsche Erziehung kritisiert, ein wenig verunsichert habe ich mich mit ihr und ihren Aussagen beschäftigt. So wie es aussieht ist sie eine gefragte Interviewpartnerin und auch Mitglied der Workinggroup on the Quality of Childhood im EU Parlament.
Klare Aussagen
Besonders interessant finde ich, dass sie in den Interviews, die ich mir auf youtube angesehen habe, immer eine sehr klare Meinung vertritt. Sie hat als Psychotherapeutin umfassende Erfahrung mit verhaltensauffälligen Kindern und beschreibt die aktuelle Situation, in der sich unsere Gesellschaft befindet als sehr schwierig. Erziehung ist ein schwieriges Geschäft, weil einerseits ein großer Teil „verstaatlicht“ wird, also nicht in der Familie, sondern in der Kita und der Schule passiert und zusätzlich moderne Medien als Miterzieher die Kinder überfluten. Zusätzlich sind die Familiensituationen aufgrund einer rd. 50%igen Scheidungsrate oft schwierig.
Fr. Dr. Leibovici-Mühlberger stellt die Behauptung auf, dass Kinder keinen Kumpel brauchen, sondern von den Eltern Führungsautorität erwarten. Sie führt aus, dass die Eltern Skrupel haben ihren Kindern gegenüber zu autoritär aufzutreten und sich bemühen die Kinder liberal zu erziehen. Sie hält dies für einen Fehler und führt als Beispiel an, das man sich auf einem kleinen Balkon im fünften Stock nur deswegen so wohl fühlt, weil der Balkon durch ein Geländer begrenzt ist. Kinder ohne Grenzen, die die Eltern setzen vergleicht sie mit einen Balkon ohne Geländer. Die Angst der Eltern das Kind durch zu starke Einschränkung zu schädigen führt zu einer „Disneylanddiktatur“ der Kinder.
Fehlinterpretation der Psychoanalyse
Als Ursache nennt sie die „Vulgärübersetzung“ der Psychoanlayse und meint damit, dass die Meinung vorherrscht, das alle Probleme der Erwachsenen sich in der Kindheit begründen. Sie bezeichnet dies als eine Befreiung der nächsten Generation, da man sich so sehr leicht auf seine Eltern und deren Fehler ausreden kann.
Auch das Spielen der Kleinsten am Smartphone kritisiert sie sehr. Für die Entwicklung einer Hand-Auge-Koordination wären Stift und Papier, oder Knetmasse besser, als ein zweidimensionales Display.
Sie strebt die Rückführung der Eltern in die elterliche Identität an und unterstellt den meisten Eltern, dass sie in der Erziehung massive Fehler machen und ihr Kinder zu narzisstischen Tyrannen erziehen. Laut ihrer Aussahen haben sich narzistische Persönlichkeitsstörungen verdreifacht.
Burnout-Lüge
Einen ähnlich radikalen Ansatz hat sie zu dem allgegenwärtigen Burnout. Sie sieht darin eine Sinnverlustigkeitserkrankung und den Burnouterkrankten als Protagonisten einer Gesellschaftsentwicklung. Die Ursache für die zahlreichen Burnouterkrankungen sieht sie darin, dass viele Menschen es nicht schaffen einen sinnvollen Platz zu finden. Sie rät zur Sinnentdeckung im eigenen Leben um dem Burnout entgegen zu wirken.
Mein Interesse ist geweckt
Nachdem ich mich in den letzten Tagen damit beschäftigt habe, was Dr. Leibovici-Mühlberger auf diversen Vorträgen und in verschiedenen Interviews sagt ist mein Interesse geweckt. Ist es tatsächlich so, dass ich in der Erziehung meiner Kinder zahlreiche Fehler mache und sie zu kleinen Tyrannen erziehe? Ja, speziell mein Sohn, der sich intensiv in der Autonomiephase befindet gibt schon hin und wieder den Ton an, aber ich denke, dass ich ihm seine Grenzen doch so deutlich zeige, wie es nötig ist. Trotzdem bin ich verunsichert und erkenne in den verschiedenen Aussagen ansatzweise mein Verhalten und auch meine Ängste wieder.
Man ist als Mutter natürlich bestrebt, die Kinder bestmöglich zu erziehen und die richtigen Werte zu vermitteln, aber auf der anderen Seite muss ich Fr. Dr. Leibovici-Mühlberger recht geben, dass ich Angst habe ihnen dadurch zu schaden, dass ich sie zu sehr einenge. Ich würde mich nicht als Kumpel bezeichnen, aber vielleicht fehlt mir da und dort die letzte Konsequenz und ich könnte den Kindern sicher in einigen Situationen noch deutlichere Grenzen geben.
Ich habe mir heute das aktuelle Buch Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden: Warum wir nicht auf die nächste Generation zählen können bestellt. Das Buch wird bei Amazon als Spiegel-Bestseller beworben und ist auch bei Amazon Bestseller No. 1 in seiner Kategorie. Ich bin also offensichtlich in guter Gesellschaft, wenn ich mir die Aussagen von Fr. Dr. Leibovici-Mühlberger genauer ansehe und ihr aktuelles Buch lese.
Ich denke, dass ich das Buch morgen bekommen werde und werde mich dann gleich daran machen es zu lesen. In ein paar Tagen werde ich Euch berichten, was ich aus dem Buch mitgenommen habe und ob es wirklich so ist, wie Dr. Leibovici-Mühlberger es behauptet und ich aus Angst den Kindern zu schaden Fehler in der Erziehung mache, die meine Kinder verunsichern und Ihnen zu wenig Grenzen aufzeigen.
Ich bin gespannt…
Leave a Reply