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Karriere als Mutter – Reicht das?

Mein Lebenslauf ist alles andere, als beeindruckend. Ich arbeite derzeit Vollzeit als Hausfrau und Mutter. Meine Überstunden sind komplett in mein Gehalt integriert. Unangenehm ist, dass es keinen Betriebsrat gibt und dummerweise kann ich auch nicht kündigen. Einstweilen ist das aber kein Thema, schließlich habe ich jede Menge Gestaltungsspielraum und meine Vorgesetzten habe ich ordentlich erzogen. Irgendwie wird die Arbeit als Hausfrau und Mutter nicht so ernst genommen, wie es sein sollte. Natürlich bekomme ich immer wieder Anerkennung dafür, dass mein Haushalt gut in Schuss ist. Meist sind es Frauen, die nicht nur daheim sind, sondern auch einen Job haben. Klar, dass ich mehr Zeit dafür habe, meine Kissen zu knicken und die Wäsche zu sortieren. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass ich im Grunde arbeitslos bin. Ich bin beim meinem Mann mitversichert und ein Gehalt bekomme ich daher auch nicht. Wie sich das auf meine Rente auswirken wird, weiß ich noch nicht. Aber vielleicht ist es an der Zeit, über einen Job nachzudenken. Also eigentlich über einen Zweitjob.

Marktwert

Meine Erfahrung beschränkt sich auf verschiedene Jobs, die ich vor der Geburt meiner Kinder ausgeübt habe und eben das Job als Mutter und Hausfrau. Im Grunde bin ich eine geübte Raumpflegerin und Köchin. Nebenbei braucht man in dem Job aber auch ein umfassendes Organisationstalent. Drei Stundenpläne, Schularbeits- und Testtermine, Plattformen, auf denen die Schulen mit den Eltern kommunizieren, Mitteilungshefte und natürlich jeden Tag 1000 Fragen, Wünsche, Anliegen und auch Beschwerden der Kinder, die man unter einen Hut bringen muss. Das zählt wohl in der Privatwirtschaft aber nicht als Berufserfahrung. Immerhin ist meine Familienplanung mittlerweile abgeschlossen. Ein möglicher Arbeitgeber muss also keine Angst haben, dass ich mich nach ein paar Monaten in eine Babypause verabschiede. Allerdings muss man damit rechnen, dass ich bei drei Kindern ziemlich regelmäßig nicht arbeiten kann, weil eines der Kinder krank ist. Fassen wir also zusammen: Ich habe wenig brauchbare Erfahrung in einem Job und ziemlich viele private Verpflichtungen, die mich von der Arbeit abhalten. Es könnte also schwer werden, einen Job zu finden.

Softskills vs. Hardskills

Ich habe eine ordentliche Liste an Softskills, die ich einem Bewerbungsschreiben auflisten könnte. Angefangen bei emotionaler Intelligenz bis hin zu Organisationstalent und Zeitmanagement. Ich habe die oft gesuchte Hands-On-Mentalität. Was getan werden muss, wird getan. Ich bin nicht der Typ Frau, die Sachen auf die lange Bank schiebt. Mit den Hardskills wird es schwieriger. Bei allem Organisationstalent sind Fachbegriffe, mit denen mein Mann um sich wirft, wenn er telefoniert, Fremdwörter für mich. Ich arbeite nicht agil, glaube ich, ohne zu wissen, was das ist. Außerdem habe ich keinen Projektstrukturplan, oder eine Kommunikationsmatrix, wenn ich meine Hausarbeit plane. Hinter mir steht auch kein Projektteam, an das ich Aufgaben delegieren kann. Alle delegieren an mich. Ich delegiere höchstens mal etwas an meinen Mann, aber ich glaube nicht, dass das zählt. Dabei darf man allerdings nicht unterschätzen, welches Wissen ich aufbaue, oder oft auch nur wieder an die Oberfläche hole, wenn ich meine Kinder bei ihren Hausübungen und dem Lernen unterstütze. Da werden Therme vereinfacht, Brüche multipliziert und Oberflächen berechnet, wenn es um Mathe geht.

Englisch

Eine Kernkompetenz, die man heute im Job braucht, sind Sprachkenntnisse. Allem voran muss man Englisch sprechen. Nicht nur, wenn eines der Kinder eine Schularbeit, oder eine mündliche Prüfung hat. Mein Mann erzählt mir regelmäßig, dass immer mehr Kunden seines Arbeitgebers, englisch kommunizieren. Der Konzern, in dem er arbeitet, hat Niederlassungen weltweit und nach und nach wird auch intern englisch gesprochen. Außerdem hat er ein paar Mitarbeiter, die Englisch besser verstehen, als Deutsch. Ich denke, das ist in allen Firmen so. Auch unsere Freunde sind in Unternehmen beschäftigt, die internationale Geschäftspartner haben. Man kommt daran einfach nicht mehr vorbei. Umso wichtiger finde ich es, dass die Kinder in der Schule wirklich lernen, englisch zu sprechen. Die Älteste der Drei hat heuer eine Intensivwoche in der Schule, in der englischsprachige Lehrer unterrichten. Allerdings mache ich mir um die Kinder keine großen Sorgen. Sie lernen Englisch ganz selbstverständlich über die Medien. Sie haben jede Menge englischsprachige Influencer und andere Medien, die sie auf Englisch konsumieren. Mein Mann erzählt gerne, dass er erst richtig Englisch gelernt hat, als er begonnen hat, Starttreck auf Englisch zu sehen. Heute sieht es sich gerne Filme und Youtube-Videos in Englisch an. Vielleicht sollte ich hier auch aufspringen. Mein Englisch ist ziemlich eingerostet.

Doppelbelastung

Ich denke, dass ich Glück habe. Mein Job ist fordernd und ausfüllend. Ich kann mir den ganzen Tag dazu Zeit nehmen und die Dinge so erledigen, wie ich das für richtig halte. Andere müssen hier mit einer Doppelbelastung zurecht kommen. Den ganzen Tag im Büro und dann heim zu den Kindern, Kochen, Putzen, Wäsche waschen und schon ist der Tag vorbei. Es hat sicher Vorteile im Berufsalltag auch mal mit Erwachsenen zu sprechen, allerdings verändert sich hier mein Sicht der Dinge nach und nach. Hat man den ganzen Tag nur mit Babys und Sprachanfängern zu tun, dann ist das schwierig. Man braucht als Ausgleich auch einmal ein Gespräch mit Tiefgang. Unsere Älteste ist mittlerweile 13 und manchmal würde ich mir deutlich weniger Tiefgang in den Gesprächen wünschen. Die Dinge ändern sich also, aber die Doppelbelastung für Eltern, die neben der Familie Karriere machen, ist enorm. Ein großes Problem ist, dass Mütter oft nur einen Teilzeitjob ausüben. Karriere ist da schwierig. Um weiterzukommen müssten sie ihre Hardskills aufbauen, also Kenntnisse und Wissen erwerben. Wo kinderlose Menschen problemlos berufsbegleitend studieren, oder am Wochenende Kurse belegen können, da müssen Eltern in der Arbeitswelt auf Onlineangebote zurückgreifen.

Online lernen

Zum Glück ist das heute problemlos möglich. Ich will damit nicht sagen, dass es leichter ist, online Englisch zu lernen, oder ein Fernstudium zu machen, aber zumindest muss man dazu nicht aus dem Haus. Schafft man es, den Nachwuchs irgendwann ins Bett zu bringen, bevor man selbst ins Koma fällt, hat man durchaus die Chance, seine Kenntnisse aufzubauen, oder zu vertiefen. Eine Option, die ich mir als nächstes ansehen werde. Wissen ist heute einfach wichtig. Wer viele Qualifikationen hat, ist gefragt. Auch ist man nicht so austauschbar, wie etwa als Raumpflegerin. Aber das ändert nichts daran, dass die Arbeit als Hausfrau und Mutter nicht bezahlt wird. Es gibt eine Organisation in Europa, die sich dafür einsetzt, die Arbeit in der Familie zu bezahlen. Die European Federation of Parents and Carers at Home (FEFAF) setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 1983 für die Anerkennung und Wertschätzung unbezahlter Pflege- und Betreuungsarbeit in Europa ein. Sie vertritt 19 nationale Organisationen aus verschiedenen europäischen Ländern und verfolgt das Ziel, die Bedeutung dieser Tätigkeiten auf menschlicher, sozialer und wirtschaftlicher Ebene hervorzuheben. Es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen irgendwann Gehör finden.

Selbstschutz

Bis dahin müssen Eltern, besonders arbeitende Eltern, selbst auf sich achten. Es gibt Kindergeld und andere Zuschüsse, die für eine gewisse finanzielle Absicherung sorgen. Was man aber nicht außer Acht lassen darf, ist die Belastung. Ja, es ist wichtig, für die eigene Qualifikation etwas zu tun, aber niemanden nützt es, wenn Eltern mit breitem Expertenwissen überqualifiziert einen Burnout erleiden. Bei allen Bemühungen muss man einfach das richtige Maß finden. Die Zeit, in der man kleine Kinder betreuen muss, ist nicht die richtige Zeit für intensives Lernen. Wichtiger ist es, sich selbst vor Überlastung zu schützen und auf die eigene psychische und physische Gesundheit zu achten. Yoga zum Entspannen, Sport, Freunde und immer wieder Me-Time sind wichtig. Schließlich soll man später einmal mit einem Lächeln an die Zeit mit den Kindern zurückdenken.

Mein Job

Vorerst stehe ich noch nicht vor der Entscheidung, mir einen Job zu suchen. Zu sehr brauchen meine Kinder mich noch. Ich könnte mir einen Teilzeitjob suchen, aber der Preis dafür wäre hoch. Das Geld, das ich dort verdienen würde, müsste ich für die Betreuung der Kinder wieder ausgeben. Morgens wäre ich alles andere als entspannt und würde meine Kinder meinen Zeitdruck spüren lassen. Wenn sie heimkommen, um zu essen, müssten sie kaltes Essen aufwärmen. So, wie ich gerne auf die Zeit mit den Kleinen zufrieden zurückblicken will, so möchte ich, dass auch meine Kinder ihre Kindheit in guter Erinnerung behalten. Ich bin da, wenn sie daheim sind und sorge dafür, dass sie alles haben, was sie brauchen. Selbstständig auf eigenen Beinen werden sie früh genug stehen müssen und es wird kein Problem für sie sein, ihr Leben zu meistern. Bis dahin ist der Haushalt erst einmal mein Job. Ob sich das einmal ändert, muss ich mir noch überlegen. Allerdings werde ich mich einmal damit auseinandersetzen, welche Kurse ich absolvieren könnte. Man weiß ja nie.

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