Auch wenn es in den vielen Onlineangeboten von Influencern meist nicht direkt um die Figur, oder das Aussehen geht, wird doch meistens ein ganz bestimmtes Idealbild präsentiert. Jung, gesund und schlank präsentieren sich die Protagonisten. Als Mutter von drei Kindern und als Frau in den Vierzigern bin ich für solche Darstellungen nicht unbedingt empfänglich. Jung ist für mich noch schwieriger zu erreichen, als schlank und unter gesund verstehe ich mittlerweile auch etwas anderes, als strahlenden Teint und Fitness. Die Hochglanz-Darstellungen der Menschen auf Instagram und Co. beeindrucken aber Jugendliche und oft auch schon Kinder stark. Sie basteln sich ein Idealbild aus dem, was ihnen mehr oder weniger auf jedem Kanal präsentiert wird. Ein Umstand, der Influencer zu idealen Werbepartnern macht. Was auch immer sie in die Kamera halten und mit ihrem anstrebenswerten Lebensstil verknüpfen, wird für das junge Publikum interessant. Die älteste meiner Drei hält mir neuerdings Vorträge über Schminken, kauft sich immer wieder Ergänzungen zu ihrem Schminkkoffer und lacht meinen Mann aus, der Concealer nicht kannte. Gut, es ist nicht unbedingt in meinem Sinne, dass sie ihre junge makellose Haut mit Kosmetik belastet und ein Problem mit ihrem natürlichen Aussehen hat, aber es gibt Schlimmeres. Dramatisch wird es dann, wenn die Kinder und Jugendlichen die Figur ihrer Vorbilder anstreben. Die oft mittels Photoshop aufbereiteten Bilder zeigen meist Size Zero Damen und muskulöse Männer. So kann es schnell zu einer Essstörung kommen. Aber nicht nur die potenzielle Unterernährung sollte man als Elternteil im Blick haben. Es gibt auch immer mehr übergewichtige Kinder, die schon in jungen Jahren an Fettleber leiden.
Perfekte Kinder
Wer sein Kind liebt, findet es wunderschön und perfekt, so wie es ist. Als Mutter neigt man dazu, alles, was der Nachwuchs tut, als außergewöhnlich einzustufen. Das ist auch völlig in Ordnung und sorgt nicht zuletzt dafür, dass die Kinder reichlich positives Feedback bekommen und mit einem ordentlichen Selbstbewusstsein ins Leben starten. Leider sind es aber auch die Probleme, die Eltern lieber übersehen. Die Rede ist vom Übergewicht. Nicht nur Eltern, sondern auch Verwandte und Freunde spielen das Thema Übergewicht gerne mal mit Bemerkungen wie „Das ist noch der Babyspeck.“ oder „Das verwächst sich noch.“ herunter. Ein dickes Kind ist dann eben ein „Wonneproppen“ und die überzähligen Pfunde erscheinen harmlos und normal. Dabei legt man in der Kindheit den Grundstein für gesunde Ernährung und entscheidet damit auch darüber, ob das Kind später mit seinem Gewicht zu kämpfen hat. Dabei ist das nicht immer einfach. Meine drei Kleinen sind alle ziemlich unterschiedlich. Sowohl was den Körperbau angeht, als auch ihre Ernährung.
Glücksspiel
Die Älteste isst meistens weniger als die anderen beiden. Bei manchen Mahlzeiten, meistens bei Fleischgerichten, schlägt sie aber richtig zu. Mein Sohn ist auch sehr kleine Portionen und würde, wenn man ihn ließe, ausschließlich Süßspeisen essen. Er nascht gerne und viel, ist aber schlank, muskulös und sehr sportlich. Er verbrennt die Kalorien dadurch, dass er ständig in Bewegung ist. Die Jüngste tickt wieder ganz anders. Sie genießt das Essen und nimmt sich deutlich mehr Zeit dafür, als ihre Geschwister. Außerdem mag sie würzige, manchmal sogar scharfe Mahlzeiten. Sie hat als einzige einen kleinen Bauchansatz, der aber in letzter Zeit verschwindet. Sie wächst momentan sehr stark und sie wird immer dünner. Obwohl ich alle meine Kinder gleich ernähre und auch für ausreichend Bewegung sorge, gibt es doch deutliche Unterschiede im Körperbau. Zu meinem Glück ist aber kein „Wonneproppen“ dabei.
Ernstes Thema
Die Folgen einer solchen Verharmlosung sind oft alles andere als unproblematisch. Fehlernährung und Bewegungsmangel treten bei Kindern immer häufiger auf. In Europa ist laut Daten der Weltgesundheitsorganisation bereits jedes dritte Kind in der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen von ernsthaftem Übergewicht betroffen. Etwa die Hälfte dieser Kinder entwickeln als Folge davon eine nicht-alkoholische Fettleber, die schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Die Ursache dafür ist, dass ständig Zucker im Blut ist. Speziell verarbeiteter Zucker wird in Rekordgeschwindigkeit ans Blut abgegeben. Ernährt man sich also ständig von zuckerreichen Mahlzeiten und nimmt auch zwischendurch immer wieder einen Snack zu sich, dann sinkt der Blutzuckerspiegel niemals ab. Insulin veranlasst die Zellen, Zucker aufzunehmen. Es wird ausgeschüttet, wenn der Blutzuckerspiegel steigt. Isst man ständig kohlenhydratreiche Nahrung und macht dabei nicht ausreichend Pause zwischen zwei Portionen, dann wird auch ständig Insulin ausgeschüttet. Irgendwann wird es den Zellen dann zu dumm und sie reagieren auf das Hormon nicht mehr. Die Insulinresistenz verhindert dann, dass der Zucker im Blut verbraucht wird. Statt in Körper- und Muskelzellen gelangt der Zucker also in die Leber, wo er als Fett eingelagert wird.
Fettleber bei Kindern
Die Leber reguliert normalerweise den Zuckerspiegel im Blut. Auch wenn man nicht ständig isst, hat sie ausreichend Reserven dafür eingelagert. Die Fähigkeit Zucker in Form von Fett für schlechte Zeiten einzulagern, wird der Leber bei der Überversorgung mit Zucker zum Verhängnis. Das Fett in der Leber kann Entzündungen verursachen und das Organ schädigen. Statistisch betrifft das jeden dritten Deutschen im Laufe seines Lebens. Und es kann längst nicht nur Erwachsene treffen. Denn die häufigste Ursache für eine Fettleber ist Übergewicht infolge von falscher Ernährung und zu wenig Bewegung. Und diese Probleme betreffen eben auch immer mehr Kinder. Doch was tun gegen Fettleber und woran erkennt man, ob das eigene Kind betroffen sein könnte?
Symptome
Anfänglich bereitet eine Fettleber kaum oder gar keine Probleme. Langfristig entstehen aber Folgeerkrankungen wie Hepatitis, Leberzirrhose und sogar Leberkrebs. Zusätzlich steigt das Risiko für andere durch Übergewicht bedingte Probleme wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Wird das Problem früh erkannt und werden die Ursachen beseitigt, ist die Leber sehr regenerationsfähig. Als Elternteil sollte man daher rasch reagieren, wenn sich das Gewicht des Kindes falsch entwickelt. Unterernährung und Untergewicht sind genauso ein Thema, wie Übergewicht und falsche Ernährung. Einen guten Ansatz dazu liefert der BMI – der Body Mass Index. Bei Kindern ändern sich die Grenzwerte für das Normalgewicht mit jedem Lebensjahr, aber anhand der Berechnung lässt sich leicht erkennen, ob man über, oder unter dem Normalgewicht liegt. Untergewicht ist dabei das kleinere Problem. Zumindest, solange keine Mangelerscheinungen auftreten. Allerdings kann Untergewicht auch das Wachstum der Kinder hemmen. Übergewicht resultiert aus falscher, zu energiereicher Ernährung in Kombination mit zu wenig Bewegung. Auf jeden Fall ergibt es Sinn, das Thema mit dem Kinderarzt zu besprechen und es abklären zu lassen.
Was tun gegen Fettleber?
Ist das eigene Kind deutlich übergewichtig, sollte ärztlich abgeklärt werden, welche Ursachen es dafür gibt und ob bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen vorliegen. Eine Fettleber kann sich dabei durch auffällige Leberwerte bei einer Blutuntersuchung bemerkbar machen. Auch bei einer Ultraschalluntersuchung lassen sich eventuelle Veränderungen feststellen. Je eher eine Diagnose gestellt und gegengesteuert wird, desto besser kann sich die Leber regenerieren. Liegen ungesundes Übergewicht und vielleicht sogar schon eine Fettleber vor, muss man diese Probleme im Interesse des Kindes unbedingt ernst nehmen. Mit dauerhaft mehr Bewegung und einer gesunden, ausgewogenen Ernährung lässt sich das Übergewicht reduzieren. Dann bilden sich auch Fettablagerungen in der Leber wieder zurück. Kinderärztin oder Kinderarzt sind die erste Anlaufstelle. Sie entscheiden, ob Ernährungsberatungsstellen und Spezialkliniken hinzugezogen werden sollten.
Wie viel „Babyspeck“ ist zu viel?
Am besten ist es natürlich, bereits gegenzusteuern, bevor Probleme wie eine Fettleber überhaupt entstehen können. Das bedeutet, dass man seinem Kind eine ausgewogene Ernährung bietet und auch für genügend Bewegung sorgt. Spaziergänge, Spielplatzbesuche und Fahrradtouren sind optimal, um den Bewegungsdrang der Kinder zu fördern. Mein Mann und ich gehen täglich und bei fast jedem Wetter mit den Kindern in den Park. Die Kleinen sind es gewohnt und fordern immer wieder, mit ihnen rauszugehen. Je älter sie werden, umso lieber verbringen sie auch mal eine, oder zwei Stunden auf der Couch, oder in ihrem Zimmer, gegen einen Spaziergang haben sie aber nie etwas einzuwenden. Die Bewegung ist also kein Problem für uns. Schwieriger wird es bei der Ernährung. Kinder essen nun mal nicht alles, was man ihnen vorsetzt und auch wenn man es noch so gut meint, haben sie da ihren eigenen Kopf. Ich halte weder etwas davon, die zu zwingen, noch habe ich Zeit und Lust, die gesunden Komponenten zu tarnen. Stattdessen achte ich darauf, dass sie sich möglichst oft mit gesunden Dingen, die sie mögen, satt essen.
Übergewicht erkennen
Aber wann ist ein Kind eigentlich übergewichtig und wann sind es vielleicht doch nur gesunde, kindliche Fettpölsterchen? Einen wichtigen Hinweis liefert der BMI-Wert. Er lässt sich mit wenigen Angaben online berechnen. Um richtig zu beurteilen, wann bei einem Kind wirklich ein Gewichtsproblem vorliegt, müssen aber viele Faktoren berücksichtigt werden. Und natürlich können auch organische oder psychische Ursachen für das Übergewicht vorliegen, die mitunter behandelt werden müssen. Im Zweifelsfall sollte der Weg deshalb immer zuerst zur Kinderärztin oder zum Kinderarzt führen. Auf keinen Fall darf man die Gewichtsprobleme der Kinder aber ignorieren. Es gehört zu den Pflichten der Eltern, sich auch um die Gesundheit der Kinder zu kümmern. Es ist immer ein Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn der Nachwuchs viel zu leicht, oder viel zu schwer ist. Im besten Fall beruhigt der Kinderarzt. Liegen aber ernsthafte Probleme, wie eine Fettleber vor, dann muss so früh wie möglich gegengesteuert werden. Nicht zuletzt legt man im Kindesalter den Grundstein für das Verhältnis der Kinder zur Ernährung. Je gesünder dieses Verhältnis gestaltet wird, umso mehr profitieren die Kinder im späteren Leben davon. So kann man als Mutter einen Beitrag für einen gesunden Lebensstil legen. Diese Chance sollte man unbedingt nutzen!
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