Man sagt es den Männern nach, dass sie sich gerne ihre Höhlen bauen. Unter dem Begriff Männerhöhle, oder Mancave richten sie sich eigene Refugien ein, in die sie sich zurückziehen können. Mein Mann hat dazu allerdings wenig Gelegenheit und noch weniger Platz. Aber es soll heute auch nicht darum gehen, was Männer in ihrer Freizeit machen, sondern um die Gestaltung der Wände im Kinderzimmer. Die gehen nämlich farblich im Laufe der Zeit ihre eigenen Wege. Wohlgesonnene Bauträger sorgen dafür, dass die Wände bei Übergabe der Wohnung strahlend weiß sind. Auch wenn man die Wohnung vom Vormieter übernimmt, müssen die Wände in neutralen Farben gestaltet sein, oder mit intakten Tapeten beklebt sein. Vor ein paar Jahren sind wir in unsere jetzige Wohnung eingezogen und haben aus zwei frisch ausgemalten Zimmern Kinderzimmer gemacht. Neben der normalen Abnützung kommt bei kleineren Kindern auch noch der Spieltrieb. Eine so große und so weiße Fläche läst auf jeden Fall zum Malen ein.
Weiße Wände
In einem Neubau werden heute alle Wände weiß ausgemalt. Dieser weiße Einheitslook ist recht einfach in der Wartung. Entscheidet man sich dafür, die Wände farbig auszumalen, dann hat man das Problem, dass die Farben meist gemischt werden. Man kippt also ein Fläschchen konzentrierte Farbe in den Eimer mit der weißen Wandfarbe. Es entsteht ein mehr, oder weniger intensiver Farbton. Zwar gibt es auch beim Weiß erstaunlich viele Unterschiede, aber die Chance eine einmal so gemischte Farbe später nochmal genauso zu mischen ist recht gering. Vor allem dann, wenn man nur etwas ausbessern möchte. Sind die Wände weiß, dann kann man mit wenig Aufwand kleine Schäden mit weißer Wandfarbe ausbessern. Spätestens nach ein paar Wochen fällt der ausgebesserte Teil kaum noch auf. Bei Farben ist das anders. Da muss man entweder denselben Farbton treffen, oder gleich die ganze Wand ausmalen.
Bunter Wohnen
Farbe ist eine tolle Sache. Wer sich ein wenig mit Farbpsychologie beschäftigt, der stellt fest, dass man damit einen großen Beitrag zur eigenen Lebensqualität leisten kann. Die Farben wirken auf uns und beeinflussen, wie wir uns fühlen. Außerdem kann man mit Linien und anderen geometrischen Formen unglaubliche Wirkungen erzielen. Räume werden höher, breiter und länger. Je nachdem, in welche Richtung die Linien verlaufen, ob sie gerade sind, oder schräg. Insgesamt kann man also mit optischer Täuschung bei der Gestaltung der Wände auch aus kleinen Räumen viel herausholen. Es macht also viel Sinn, sich über die Gestaltung der Wände ein wenig Gedanken zu machen. Das einfache weiß hat allerdings auch seine Berechtigung.
Praktisch
In erster Linie spricht für das weiß, dass es unglaublich praktisch ist. Außerdem kostet es nicht viel, lässt sich leicht ausbessern, sorgt für helle Räume und hat keinen psychologischen Effekt auf die Bewohner. Solange man kleine Kinder hat, empfehle ich jedem Menschen, die Wände, zumindest in den Kinderzimmern weiß zu lassen, denn eine Sache haben wohl alle Kinder gemeinsam. Sie malen unglaublich gern auf Wände. Wir haben zwar keine Markierungen am Türstock, wo wir die Größe der Kinder anzeichnen, aber trotzdem kann man gut erkennen, wie groß die Kinder sind. Das lässt sich leicht von den primitiven Höhlenmalereien im Kinderzimmer ablesen. In der Reichweite der kindlichen Hände finden sich mehr, oder weniger liebevolle Kunstwerke. Wenn in 10.000 Jahren jemand unsere Wohnung ausgräbt wird er vielleicht mehr in die Striche, Kreise und Buchstaben interpretieren.
Kindliche Kunst
Tatsächlich muss man sagen, dass Kinder Berge von Kunst produzieren. Ob es Laternen aus der Kita sind, oder Zettel, auf denen ein paar Striche gemacht wurden – Es kommen ein paar Kilogramm pro Kind und Jahr zusammen. Man kann nicht alles aufheben und wenn wir es einmal neutral betrachten und alle Muttergefühle beiseite lassen, dann lohnt sich bei einem Großteil auch nicht, es einzulagern. Abgesehen davon, dass man dazu ein Archiv wie der Vatikan bräuchte, ist der künstlerische Wert gering bis nicht existent. Also landen die vermeintlichen Kunstwerke im Altpapier, sobald die Kinder abgelenkt sind. Trotzdem ist unser Kühlschrank für viele Besucher als solcher kaum erkennbar. Er ist komplett mit den Zeichnungen verkleidet, die es in die engere Auswahl geschafft haben, oder bei denen die Kinder einfach zu aufmerksam waren.
Für die Ewigkeit
Es gibt viele Spielarten der Kunst und heute ist es durchaus nicht unüblich vergängliche Kunst zu schaffen. Die Kunstwerke werden geschaffen, wirken und verschwinden wieder. Andere Kunstwerke sind für die Ewigkeit geschaffen. Marmor, Bronze, oder Leinwand dienen als Ausgangsmaterial. Bei den Kindern dagegen überwiegt das einseitig bedruckte Papier, das einer zweiten Verwendung zugeführt wird. Allerdings gibt es hinsichtlich der Vergänglichkeit auch Ausnahmen. Dazu gehören die Kinderzimmerwände. Weil mein Sohn mit drei Jahren auf die Idee kam einen Strich an die Wand zu malen, ist der Strich solange da, bis er übermalt, oder überklebt wird. Weil Kinder eben weiße Wände sehr anziehend finden, haben wir bisher Abstand davon genommen, die Kunst zu übermalen, oder zu überkleben. Aber langsam kann man von meinen Kindern mehr erwarten.
Weißes Tabu
Dass die Kleinen nicht mehr an die Wand malen, kann man heute fast schon voraussetzen. Es gibt genug andere Betätigungsfelder und sie sind tatsächlich schon reif genug, den Unterschied zwischen einem Blatt Papier und einer bemalten Gipskartonplatte zu erkennen. Also ist es an der Zeit, über eine neue Wandgestaltung nachzudenken. Diesmal muss das Praktisch nicht mehr im Vordergrund stehen. Es ist Zeit, auch mal das Schön an die erste Stelle zu setzen. In der engeren Auswahl stehen für die Kinderzimmer eine Kindertapete, oder bunte Farbe. Allerdings würde ich in beiden Fällen nicht langweilig die ganze Wand gestalten. Vielleicht entscheide ich mich sogar für eine Mischung. Einzelne Bahnen mit Tapeten, oder die Tapete nur in der unteren Hälfte der Wand und den Rest in einer passenden Farbe.
Renovierung
Unsere Wohnung war und ist in erster Linie kindersicher. Wir haben Steckdosenabdeckungen und Schubladensicherungen. Und wir haben uns entschieden, die Wände erst mal so zu lassen, wie wir sie übernommen haben. Einerseits war uns nicht klar, wie lange wir in der Wohnung bleiben wollen und andererseits nutzen Kinder eine Wohnung ziemlich ab. Jetzt sind wir hier fest verwurzelt. Die Kinder besuchen die umliegenden Schulen, wir haben Freunde in der Nachbarschaft und fühlen uns hier sehr wohl. Also steht einer Renovierung nichts im Wege. Einerseits müssen ein paar Möbel getauscht werden. Andererseits ist es einfach Zeit, sich um die Wände zu kümmern. Die Höhlenmalereien der Kinder sind nicht das einzige, das wir eigentlich nicht sehen wollen. So gibt es neben meinem Bürostuhl Spuren an der Wand. Im Flur finden sich Spuren an der Wand und auch die Wände in der Toilette sind, sagen wir mal, nicht überall blütenweiß.
Neue Wände
Es ist also an der Zeit über Renovierung nachzudenken. Wir leben hier seit sieben Jahren und nicht nur rund um die Lichtschalter kann man die Aktivitäten kleine Schmutzfinger deutlich nachvollziehen. Allerdings möchte ich mir für die Neugestaltung etwas Zeit nehmen. Ob ich Tapete, oder Farbe nehme, hängt wohl vom Raum ab. Ich denke, dass es in den Kinderzimmern und im Schlafzimmer wohl die Tapete werden wird. Damit kann man schnell ein gemütliches Ambiente schaffen. Außerdem sind die Räume recht schmal. So kann man sie, mit dem richtigen Muster, sicher optisch breiter wirken lassen. In den anderen Räumen wird es wahrscheinlich die bunte Wandfarbe werden. Eventuell erfülle ich mir auch den Wunsch, einen Teil des Flurs mit Magnetlack unter der eigentlichen Wandfarbe zu bemalen. Damit könnte ich mit ein paar Magneten jede Menge Postkarten und Kinderzeichnungen unterbringen.
Tapetenwechsel
Nicht umsonst steht das Wort Tapetenwechsel dafür, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Es ist nicht leicht, die Wohung mal neu auszumalen und zu tapezieren. Meist macht man das nur, wenn man einzieht. Stehen einmal Möbel im Raum, dann wird es schwierig. Trotzdem, oder gerade deswegen werde ich jetzt in die Planung gehen und mir die Renovierung für heuer vornehmen. Wir haben zwar erst Februar, aber trotzdem könnte es sportlich werden. Nach und nach möchte ich einen Raum nach dem anderen angehen und ein wenig mit den unterschiedlichen Möglichkeiten experimentieren. Fliesen, Tapeten, verschiedene Farben und eine Kombination aus allem kann eine Wand aufwerten und eine Raum total verändern. Mal sehen, ob es mir gelingt, das in den nächsten zehn Monaten umzusetzen.
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