Wären die Kinder Maschinen, dann könnte man von Verschleißteilen sprechen. So wie sich beim Auto Reifen, Bremsbeläge und ein paar andere Teile im Laufe der Zeit abnützen, so verbrauchen Kinder Kleidung und Schuhe. Zwar gibt man den abgenützten Winterreifen vom großen Mercedes nicht an den Smart weiter, wie einen zu klein gewordenen Pullover an die kleine Schwester, aber ansonsten passt der Vergleich. Schlimmer noch. Die Kleidung passt auch dann nicht mehr, wenn sie kein einziges mal getragen wurde. Ein Teil, den die Kinder tragen, hält höchstens zwei Saisonen. Zumindest wenn man in Kauf nimmt, dass er im ersten Winter grenzwertig zu groß und im zweiten dann grenzwertig zu klein ist. Die Versuchung, bei der Neuausstattung zu sparen, ist also naheliegend. Kauft man Teile für 3 Euro, statt für 15, dann spart man zweimal jährlich ein kleines Vermögen. Nur ist das vielleicht nicht ganz zu Ende gedacht und qualitative Kinderkleidung ist doch keine schlechte Entscheidung. Auch, wenn sie teurer ist.
Shoppingsaison
Das Klischee der shoppenden Frau, inklusive Prügelei am Wühltisch wird in den verschiedensten Filmen immer wieder bedient. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe Frauen. Ich mag Schnäppchen und kaufe gerne günstige Dinge, aber ich gehe eigentlich nicht gerne shoppen. Vieles kaufe ich online und bei den anderen Dingen bin ich eher entspannt. Es ist auch nicht lustig mit kleinen Kindern in einem engen Laden nach einem passenden Teil zu suchen. Hab ich meine Kleinen im Schlepptau, dann ist Einkaufen ohnehin nicht lustig. Schon beim Anprobieren steht man mindestens zu zweit in der Kabine, während die anderen Beiden in der Zwischenzeit den Laden neu dekorieren. Das macht keinen Spaß. Trotzdem lässt es sich zweimal im Jahr nicht vermeiden. Die Kinder wachsen und die Erde zieht ihre Bahn um die Sonne. Zwei Faktoren, die dafür sorgen, dass man im Frühjahr und im Herbst Kleidung für die neue Saison besorgen muss.
Second Kind
Eine sehr gute Variante, um zweimal im Jahr Geld zu sparen, ist gebrauchte Kleidung. Die Kinder wachsen so schnell, dass die Kleidung nur ein paarmal getragen wird. Sehr warme Kleidung kommt manchmal fast garnicht zum Einsatz. Also kann man sehr gut erhaltene Kleidung gebraucht kaufen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass es billiger ist. Man kann damit auch etwas für die Umwelt tun. Ein neues Kleidungsstück braucht Ressourcen. Vor allem Wasser wird in großen Mengen eingesetzt. Aber auch allerhand Chemie kommt zum Einsatz und belastet die Umwelt. Nicht nur bei der Kleidung, eigentlch bei allem, was wir verwenden, gilt der Grundsatz, dass es nur dann umweltschonend ist, wenn es lange im Einsatz bleibt. Ob man eine Plastiktüte, oder eine Baumwolltragetasche verwendet ist fast egal. Entscheidend ist, dass man sie so oft wie möglich wiederverwendet und damit die Produktion neuer Tragetaschen nicht notwendig ist. Aber es gibt noch einen Aspekt, der bei Kinderkleidung immer wieder als Vorteil des Second Hand Markts genannt wird.
Chemie auf Babyhaut
Recherchiert man zum Thema gebrauchte Kinderkleidung, dann findet sich immer wieder derselbe Hinweis. Kleidung wird besser, wenn man sie länger verwendet. Konkret trägt ein häufiges Waschen dazu bei, dass Chemikalien aus der Kleidung ausgewaschen werden. Das ist toll, wenn man gebrauchte Kleidung kauft. Auf der anderen Seite ist es schockierend, wenn man seine Kinder mit Neuware einkleidet. Das eigene Kind bekommt die chemische Keule dann mit voller Wucht ab und erst das nächste, oder übernächste Kind kann die Leibchen, Hosen und sonstige Teile bedenkenlos auf der Haut tragen. Stoffe und Kleidung sind tatsächlich stark mit gefährlichen und oft krebserregenden Stoffen belastet. Dazu kommt, dass die Kleidung in Ländern mit sehr niedrigen Löhnen produziert wird. Überwiegend Frauen, die in den Fabriken sitzen und Kleidung herstellen, verdienen kaum 100 Euro pro Monat. Viele sogar weniger. Damit können Sie auch in diesem Ländern nicht überleben. Neben der Belastung der Umwelt werden also auch Menschen ausgebeutet. Wir sollten also etwas tun und das nicht weiter unterstützen, finde ich.
Kleine Modelabels
Wenn es nicht unbedingt das T-Shirt für 1 Euro sein muss, gibt es durchaus Alternativen. Kleine Modelabels, wie www.lilakind.de fertigen Kleidung vor Ort. Der Stoff wird in Deutschland, oder den Nachbarländern gekauft und ist mindestens nach Ökotex Standart 100 zertifiziert. Damit verpflichten sich die Hersteller für sehr viele Schadstoffe strenge Grenzwerte einzuhalten. Das bedeutet regelmäßige Kontrollen und Zertifizierungen. Auch Kosten sind damit verbunden. Dafür darf das Ökotex-Siegel verwendet werden. Neben den lokalen und zertifizierten Stoffen wird die kommt die Kleidung von lilakind.de auch aus Berlin. Hier wird ein angemessener Lohn bezahlt und die Arbeitsbedingungen sind sicherlich in Ordnung. Firmen wie diese treffen den Zeitgeist. Es gibt für die verschiedenen Mißstände in der Modeindustrie unterschiedliche Kampagnen und allgemein bildet sich ein Bewußtsein für gesunde und qualitative Kinderkleidung, aber auch für Mode im Allgemeinen.
Detox
Bei Greenpeace läuft seit 2011 die Kampagne Detox. Die großen Modelabels haben mittlerweile in Aussicht gestellt, die Mode bis 2020 zu entgiften. Sieht man sich die Bilder an, die Greenpeace in seinem Video zur Kampagne zeigt, dann ist es für mich absolut unbegreiflich, wie man derartig skrupellos sein kann. Giftige Chemikalien werden einfach so in die Flüsse geleitet und vergiften das Trinkwasser und das Umfeld. Bei uns wäre so etwas absolut undenkbar. Aber genau aus diesem Grund lassen alle großen Label in Regionen produzieren, in denen es völlig egal ist, wenn man seinen Müll in die Umwelt kippt und die Arbeiter ausnützt. Die Kampagne für saubere Kleidung zeigt in ihrem Firmencheck auf, dass keine der großen Modeketten annehmbare Löhne bezahlt, bzw. Fabriken beschäftigt, die einfach zu wenig zahlen. Wenn wir also ein besonderes Schnäppchen am Wühltisch vom Primark, C&A, H&M, oder sonstwo kaufen, dann ist das etwa so, wie wenn wir einen Eimer Chemikalien in einen Fluss kippen und einer Familie am Existenzlimit das Essen wegnehmen.
Wir alle
Gut, das ist vielleicht schon sehr heftig formuliert. Glaubt man den verschiedenen Kampagnen, dann ist es aber so. Auch wenn wir mit dem Ganzen nichts zu tun haben, ist es uns egal, wenn wir ein Teil zu einem extrem günstigen Preis bekommen. Wir kaufen es und bestätigen damit den Weg, den das Unternehmen geht. Klar gibt es wirklich gute Gründe, warum man möglichst wenig für Kinderkleidung ausgeben sollte und nicht jeder kann sich qualitative Kinderkleidung von regionalen Herstellern leisten. Auch ich will mich da nicht ausnehmen. Ich kann nun mal keine 25 Euro für ein Teil bezahlen. Pro Kind brauche ich etwa 25 Teile pro Saison. Bei 3 Kindern sind das 75 Teile. Das geht schnell ins Geld. Allerdings kann man sich auch nicht darauf ausreden, dass es ja keine Alternativen gibt. Zwar gibt es tatsächlich keine große Kette und keine Discounter, die eine saubere Weste haben, aber kleine Label sind durchaus eine Alternative.
Qualitative Kinderkleidung
Wir leben im 21 Jahrhundert. Klimaforscher schlagen ungefähr einmal pro Woche Alarm und es sieht so aus, als hätten wir schon jede Menge kritische Punkte erreicht. Dank moderner Technik, aktueller Materialien und ausgereiften Maschinen ist es heute selbstverständlich, dass Kleidung haltbar und gut verarbeitet ist. Qualitative Kinderkleidung wird also nicht über die Qualität der Verarbeitung und die Haltbarkeit definiert. Qualitative Kinderkleidung hat viel mehr etwas damit zu tun, wo wie herkommt. Die Lebensqualität der Menschen, die in den Fabriken arbeiten, oder rund um die Fabrik wohnen, sollte uns nicht egal sein. Gebrauchte Kleidung ist auf jeden Fall eine ausgezeichnete Alternative und ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz.
Konsumenten
Man kann viele Petitionen unterschreiben, schockiert Videos betrachten und Blogbeiträge schreiben. Unterm Strich kann man aber sehr wenig tun. In der Masse geht eine Einzelne einfach unter. Aber das ist noch lange kein Grund, aufzugeben. Als Konsument hat man durchaus auch Macht. Jeder Einkauf ist ein Signal. Im Prinzip ist das, wie bei der Wahl. Ja, wir müssen akzeptieren, wenn es viele Menschen gibt, die eine andere Partei wählen. In einer Demokratie müssen wir uns der Mehrheit unterordnen und das Wahlergebnis akzeptieren. Allerdings haben wir immer noch eine Stimme. Eine Stimme, die man auch kleineren Parteien geben kann. Damit stärkt man die Opposition. Bei einer Wahl lassen wir uns auch nicht beirren und geben denen unsere Stimme, die wir für besser halten. Damit werden die Großen kontrolliert. Beim Einkauf ist es genauso. Qualitative Kinderkleidung, auch wenn es nur ein Teil ist, den man bei einem kleinen Label kauft, bedeutet für die Menschen hinter dem Label, dass man ihnen recht gibt.
Rücken stärken
Gebrauchte Kinderkleidung ist eine tolle, wenn nicht die beste Alternative. Auch wenn sie von den großen Modeketten stammt, ist es natürlich in Ordnung sie zu kaufen. Im besten Fall verkauft, oder gibt man sie nach dem Gebrauch auch wieder weiter. Bei den Neuanschaffungen kann man aber ein Zeichen setzen. Auch wenn es finanziell vielleicht nicht möglich ist, alles dort zu kaufen, sollte man auch von kleinen Labels kaufen. Es ist sicherlich nicht einfach, mit Läden zu konkurrieren, die alles tun, um möglichst billig zu produzieren. Dass es trotzdem getan wird und mit intelligenten Konzepten gezeigt wird, dass es auch anders geht, ist ein Statement, das man unterstützen sollte. Es sollte also für uns alle völlig klar sein, dass wir auch in solchen Läden und Onlineshops kaufen. Ein kleiner Beitrag, wen wir alle unbedingt leisten sollten.
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