Die Situation ist geladen, die Kinder sind in der Nacht mehrfach abwechselnd aufgewacht und man selbst hat deswegen nur mit Unterbrechungen geschlafen. Die Kleinen sind quengelig und laut. Die Kleinste kämpft mit dem Zahnen und hält die Mutter auf trapp und während man sich kurz abwendet verschüttet der Mittlere genüßlich seinen Saft über sein T-Shirt, den Kinderhochstuhl, den Tisch und den Boden, den man gerade frisch gewischt hat.
Wer so etwas kennt, der weiß dass man in so einer Situation die eigene Wut am liebsten an den Kindern abreagieren würde. Es wäre wahrscheinlich eine wahre Genugtuung dem kleinen Rabauken die Ohren lang zu ziehen, oder ihn ins Kinderzimmer zu schleifen, damit er hinter verschlossenen Türen mal über sein Benehmen nachdenken kann.
Durchatmen ist wichtig
In so einer Situation ist es wichtig nicht sofort zu reagieren. Auch die beste und wohlwollendste Mutter kann schon einmal Aggressionen gegen den eigenen Nachwuchs entwickeln, wenn es wieder einmal ein Tag ist an dem sich ein Ärgernis an das andere reiht. Gerade hat man 30 Minuten Wäsche gefaltet und fein säuberlich in den Wäschekorb geschlichtet, lässt den Korb ein paar Minuten unbeaufsichtigt im Flur und die Kleinen kommen auch schon als Prinzessinnen verkleidet, wobei sie die gerade mühsam verstaute Wäsche wieder komplett durcheinander gebracht haben und ausgewählte Teile von Mami und Papi als Prinzessinnenkeid und Schleier tragen. Während man dann wieder alles in Ordnung bringt und ganz vernünftig einsieht, dass man ja selber schuld ist, wenn man den Korb so verlockend auf Kinderhöhe positioniert, beschließen die beiden Größeren der Kleinsten, die gerade ganz friedlich mit Ihrer Rassel gespielt hat diese wegzunehmen. Während man sich dann um das schreiende Baby kümmert und die anderen ermahnt klettert der Mittlere auf die Couch auf der ich gerade Wäsche gefaltet habe und auf der der Wäschekorb noch steht. Trotz mehrfachem Hinweis, dass er auf die Wäsche achten muss hält er sich natürlich am Korb fest und reißt ihn zu Boden. Statt sich zu entschuldigen findet er das dann auch noch lustig und grinst.
Jetzt wird es richtig schwierig Ruhe zu bewahren. Es macht einfach keinen Sinn die Kinder wegen derartigen Versehen anzuschreien, oder sogar handgreiflich zu werden. Stärke sollte man nicht dadurch demonstrieren, dass man die Kinder schlägt, oder sonstwie körperlich attackiert. Das lässt sich sehr leicht schreiben, aber wenn man selbst mal in so einer Situation ist reicht die eigene Energie manchmal eben nicht aus um ruhig und vernünftig zu bleiben. Für so einen Fall sollte man sich eine Strategie zurechtlege. Ich habe mir dazu einen kleinen Rückzugsraum eingerichtet. Bevor eine Situation eskaliert liegt bei mir am Balkon ein Päckchen Zigaretten. Ich ziehe mich auf den Balkon zurück und schließe hinter mir für eine Zigarettenlänge die Türe. So kann ich erst einmal in Ruhe durchatmen und wieder die Kraft schöpfen zu erkennen, dass die Kinder ja nicht absichtlich meine Wohnung in ein Schlachtfeld verwandeln, sondern schlicht und einfach Kinder sind, die Ihre Welt entdecken. Und schließlich ist es ja meine Aufgabe ihnen genau das zu ermöglichen.
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