In der Zeit vor Weihnachten verbringt man als Familie mehr gemeinsame Zeit daheim, als sonst. Die Tage sind sehr kurz und schon am späten Nachmittag ist es dunkel. Draußen ist es kalt und der erste Schnee fällt. Die Zeit ist ideal um gemeinsam zu singen, oder zu basteln. Sollte man meinen.
Weihnachtsdekoration
Eines der Rituale in der Vorweihnachtszeit ist das Dekorieren unserer Wohnung. Wie jedes Jahr holt mein Mann den Karton mit dem Weihnachtsschmuck aus dem Keller. Weil unser Keller sehr klein, aber unbeschreiblich hoch ist, ist das immer eine recht mühsame Angelegenheit. Die Weihnachtskiste ist nämlich immer die unterste und man muss etwas 2,5 Meter Kisten abtragen, bis man drankommt. In einem Haushalt mit drei kleinen Kindern wird die Kindersicherheit groß geschrieben. Wir haben eigentlich nichts, was in unserer Wohnung weniger als einen Meter hoch steht. Ausnahme sind natürlich die Möbel. Das Problem mit unserer Weihnachtsdekoration ist die Menge. Wir haben früher in einem kleinen Reihenhaus gelebt und hatten, verglichen zur Wohnung unendlich viel Fläche für Deko. Allein im Windfang konnte man sicher 3kg Weihnachtsdekoration verteilen.
Kinderunsicher
In der Wohnung ist das schwieriger. Jedes Jahr sitz ich vor dem Karton und bin am Verzweifeln. So tolle Dinge und so wenig Platz. Weihnachtlich werden die Fenster und Türen und sogar der Kühlschrank beklebt. Wiederverwendbare 3d-Figuren und neu angeschaffte Fensterbilder werden an die Scheiben geklebt. Weihnachtsbücher werden in Stellung gebracht und jede freie Fläche, die halbwegs aus der Reichweite der Kinderhände ist, wird dicht gedrängt und üppig dekoriert. Engel, Schneemänner und Zwerge stehen Schulter an Schulter neben Rentieren und Kerzenhaltern in verschiedenster Ausführung. Trotz des Weihnachtsoverkills auf Kommode und Regal bleibt ein Großteil meiner Deko ungenutzt im Karton. Damit meine weihnachtliche Vorfreude und die Energie aber nicht ungenutzt verpufft habe ich entschieden Sterne für die Fenster zu basteln.
A Star is born
Also hab ich einen Großteil meines Haushaltsbudgets in Bastelkarton und Transparentpapier investiert um aus den beiden Komponenten beeindruckende Fensterdekoration im weihnachtlichen Stil herzustellen. Die Idee war, aus dem Karton Sterne auszuschneiden und innen mit dem Transparentpapier zu bespannen. Gute Idee, eigentlich. Der Plan war, dass ich die Sterne aus dem Karton schneide, die dann auf Transparentpapier klebe und meine Kinder die überstehenden Teile des Transparentpapiers wegschneiden. Guter Plan, eigentlich. Also froh ans Werk!
Verteilung der Geräte
Motiviert habe ich den Tisch mit unserem Maltischtuch geschützt, den Kindern die kindersicheren Scheren in die Hand gedrückt und sie erst einmal mit je einem kleinen Bogen Transparentpapier und der Aufgabe einen Stern auszuschneiden beschäftigt. Ich selber habe mit der Planung der Kartonsterne gewidmet. Stern zeichnen, ausschneiden, fertig. Theoretisch ist das ja ganz einfach. Praktisch aber hatte ich eine Blockade und zwar eine Sternzeichenblockade. Genauer gesagt bin ich mit einem Bunstift und einem Lineal vor dem Bastelkarton gesessen und habe wirre Linien aufgemalt. Das Ergebnis hätte man durchaus als Kunst bezeichnen können, aber sicher nicht als Stern. Weil ich die Bastelstunde am Wochenende veranstaltet habe, konnte ich auf meinen Mann zurückgreifen. Er ist der Künstler von uns beiden und verfügt auch über die Gabe des logischen Denkens. Anfänglich hat er meine Versuche belächelt, aber mit Bleistift und Lineal auch keinen Stern auf den Karton malen können. Auch freihändige Versuche waren nicht zufriedenstellend.
Anerkennung der Professionalität
Ich kann es ja ruhig zugeben, zu der Idee Sterne zu basteln habe ich mich inspirieren lassen. Ich habe letztens die Pädagogin meines Sohnes beobachtet. Sie hat im Akkord Sterne aus Karton geschnitten. Ohne Zirkel, ohne Lineal, aber einfach perfekt. Unter diesem Eindruck habe ich mich völlig unvorbereitet an die Bastelarbeit herangewagt. Ich dachte nicht, dass es ein Problem ist, Sterne mit einem Lineal zu zeichnen. Mein Mann hat dann schließlich doch eine Lösung gefunden. Ein normales Blatt Papier, ein gegoogelter Stern am Bildschirm und ein Filzstift zum Durchpausen. Danach war ein schöner gleichmäßiger Stern als Vorlage geschnitten. Wenigstens die Kartonsterne waren damit gesichert. Das Bespannen mit dem Transparentpapier war aber die nächste Hürde. Schwieriger als Gedacht und für die Kinder auch ausgesprochen uninteressant. Die hatten mehr Spaß daran, aus dem Bogen Transparentpapier Konfetti zu schneiden.
Basten wie ein Fernsehkoch
Zwei Dinge hab ich bei der Aktion allerdings gelernt. Was in der Kita leicht von der Hand geht ist das Ergebnis jahrelangen Engagements und einer fundierten Ausbildung. Basteltechnisch sollte man sich mit einer Frau, die jeden Tag 8 Stunden mit Basteln, Singen und Spielen verbringt, lieber nicht anlegen. Die zweite Sache ist die, dass man beim Basteln mit kleinen Kindern unbedingt agieren muss wie ein Fernsehkoch. Die schieben ja auch dann, wenn sie irgendwas zusammengemantscht haben, die Schüssel zur Seite, gehen mit den Worten „ich hab da mal was vorbeitet“ zum Kühlschrank und holen ein perfektes Endprodukt, mit dem sie weiterarbeiten können. Diese Vorgehensweise muss man sich als Mutter auch aneignen. Das bedeutet zwar, dass man irgendwann mal allein mit Bastelkarton und Schere am Tisch sitzt und Sterne ausschneidet. Ich glaube ich besorg mir erst mal einen Zirkel.
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